Korsika: Ferien im Freien

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Steilküste, Sandstrände, Badeflüsse: Eltern mögen im Urlaub vielleicht anderes als Kinder, doch Korsika deckt alle Bedürfnisse.

„Suchen wir uns lieber ein echtes Häuschen“, meint der Dreijährige, als er den Bungalow das erste Mal von innen sieht. Tatsächlich sind die 17 Quadratmeter überaus zweckmäßig genutzt, bestehen sie vor allem aus Doppelbett und sichtgetrenntem Schlafabteil für die Kinder. Einzig der Blick ins Freie vermittelt etwas Luxus. Oleander säumt den Vorgarten, hinter Pinien erhebt sich die Altstadt von Calvi. Insgesamt ein ideales Wohn-Setting für Möchtegerncamper: Weniger aufwendig als ein richtiges Appartement, gleichzeitig mit mehr Schlafkomfort als ein Igluzelt. Mangels Küche, Bads und Toilette stellt sich das ersehnte Campingfeeling wie von selbst ein. Eingebettet in einen weitläufigen Garten mit Eukalyptusbäumen, Maulbeersträuchern und Kräutern liegt der „Störrische Esel“, ein ursprünglich für Wanderer konzipiertes Naturresort im Nordwesten Korsikas. 1960 von Vorarlberger Alpenvereinlern gegründet, ist die Anlage mit ihren Bungalows und Mietzelten bis heute beliebter Ausgangspunkt für Ausflüge ins bergige Hinterland. Oder eben ein Urlaubseinstieg für stadtgewohnte Familien.

Vom Garten zum Sand
. Alles entscheidend dabei ist die Naturanbindung, finden wir. Mangels Wohnfläche lebt man ohnehin im Freien. Wie gut dieser Plan aufgeht, machen bereits die ersten Tage deutlich. Nämlich obwohl der Eroberungsraum im Areal des „Störrischen Esels“ überschaubar ist, kann ein Spaziergang zum Spielplatz – quer durch den 70.000 Quadratmeter großen, blühenden Garten und vorbei an der Bar U Spelunca und ihrem Eisangebot – so manchen Vormittag in Anspruch nehmen. Was die Kinder unterhält, fordert die Eltern im Geduldüben heraus: Da eine Eidechse „in echt“, dort ein löchriger Bewässerungsschlauch zur Abkühlung. Kindliche Stimmungstiefs auf halber Wegstrecke verlängern den Marsch. Der Espresso und das gute korsische Kastanienbier laufen schließlich nicht davon. Das Meer offenbar schon, schießt es den Kindern in der Mittagshitze ein. Der gefühlte elterliche Spielraum, nicht größer als der Radius eines Bierdeckels, wird entscheidend ausgedehnt Richtung Wasser. Endlich.

Stadtstrand und Zitadelle.
„Der Sand pickt überall“, mault das ältere Kind beim Erstkontakt mit dem Meer, denn in den bisherigen Sommern wurde es an der kroatischen Steilküste sozialisiert. Als es seine ersten Muscheln entdeckt, legt sich aber die Entrüstung. Von nun an soll der Sand buchtweise in kleinen Einmachgläsern archiviert werden.

Könnte eine ziemliche Aufgabe werden: Der goldgelbe Stadtstrand von Calvi ist rund sechs Kilometer lang. Am Horizont gleiten mondäne Jachten und Segelschiffe übers Meer Richtung Marina. Hoch über der Stadt thront die mittelalterliche Zitadelle. Hinterrücks rattert die Schmalspurbahn die Küste entlang. Sie verbindet Calvi mit dem Hafenstädtchen L’Île Rousse und macht Halt an den schönsten Stränden der Balagne, der Region im Nordewesten Korsikas.

An den Plage Arinella zum Beispiel aber kommt man besser mit dem Auto. Nur wenige Kilometer von Calvi entfernt liegt diese kleine Bucht zwischen Felsen und beeindruckt wegen der „viel größeren Sandkörner“. Zum Erwachsenen-Hit hingegen wird das Strandrestaurant Matahari, chic mit weißen Stoffschirmen und Teakholzsesseln. Der Espresso ist okay, das Bier kühl. Was will man mehr. Ziegenkäse mit Feigenmarmelade werden später beim Buffet gegessen. Im Campingrestaurant erzählen die Bungalownachbarn noch vom Gumpenbaden im Hinterland. Das weckt den Entdeckergeist in uns.

Flussbaden in tiefen Gumpen.
In Richtung des Ortes Galéria an der Westküste schlängelt sich der Fango.  Kühe weiden an seinen steilen, felsigen Ufern. Bei der Steinbrücke Ponte Vecchio führt ein Trampelpfad hinunter zum Fluss, zum Glück ist die Strömung des Fango dort noch sanft. Die Kinder finden eine kleine Schotterinsel als geeignete Badestelle und wagen sich kreischend ins frische Wasser, das ihnen fast bis zum Hals steht. Für die geplante Flusswanderung müssen sie wohl noch etwas wachsen. Was sie ohnehin mehr beschäftigt, hallt lautstark durchs Fango-Tal: „Und fallen die Kühe sicher nicht in den Fluss?“

Schauplatzwechsel an die Südspitze der Insel: Möwen kreisen über dem Seefahrerfriedhof von Bonifacio. Die vielen kleinen Mausoleen erinnern an eine Miniaturstadt. Der Dreijährige in der Wandertrage will wissen, „ob das da unser neues Häuschen wird“. Noch besser gefällt ihm dann doch die Kirche Saint Dominique. Nicht etwa wegen des achteckig gotischens Turms, sondern weil die Akustik innen einfach so gut ist. Ahhh, Uhhh, Huhuuu. In der Altstadt voller Touristen erübrigt sich das Lautstärkethema von selbst. Crêperies, Eisgeschäfte und Souvenirläden haben die volle Aufmerksamkeit der beiden Kinder. Dass Bonifacio spektakulär auf einem Kalksteinplateau mit freier Sicht auf Sardinien liegt, beeindruckt mehr die Eltern, die über die nächste Station und das nächste Quartier schon nachdenken. 

Die Karibik beginnt 20 Kilometer nördlich von Porto Vecchio. Weiß wie im Rumkugelspot blitzt der Plage Pinarellu zwischen den Pinien hervor. Es ist Ebbe. Seicht und glasklar wie ein gepflegter Pool breitet sich das Tyrrhenische Meer aus. Im Schatten steht ein ausrangierter Bus, umgebaut zur Kaffeebar. Hier könnte man länger bleiben. Einziger Wermutstropfen: Gute Mobilheime finden sich in Korsika meist auf Campingplätzen, die nicht direkt am Wasser gebaut sind.
Und auch der Tipp aus dem kinderfreundlichen Reiseführer entpuppt sich als Kleinkindfalle. Die hübschen Chalets von Camping Bella Vista bieten ob der Steillage zwar besten Blick auf den Golf von Porto Vecchio. Die extreme Hangneigung direkt unterhalb der Terasse verheißt Dauerstress mit dem Dreijährigen. Die Besichtigungsfahrt mit dem Golfwagerl durchs Ressort war auf jeden Fall den Spaß wert, sind sich die Kinder einig. Zur Abwechslung.

Mobilheim nahe der Straße.
Schließlich machen wir es für drei Tage wie viele Franzosen und buchen uns in einem fast neuen Mobilheim auf dem Campingplatz Cupulatta unweit der Hauptstraße bei Porto Vecchio ein. Strände in Fußnähe gibt es keine, immerhin liegt die nächste Pizzeria mit Napoli-Qualität gleich ums Eck.
„Bedeutet ‚Merci‘ jetzt ‚Guten Tag‘ oder was?“ fragt das ältere Kind, als es das Ticket entgegennimmt. Die Turmwächterin gibt Anweisungen auf Französisch. Der Genueserturm von Campomoro am südwestlichsten Zipfel des Golf von Valinco ist nicht nur der größte der Insel, sondern auch der einzige, den man besteigen kann. Dass er dazu diente, maurische Piratenangriffe abzuwehren, gefällt dem Nachwuchs. Auf dem Rückweg durch die dichte Macchia braucht es auf den letzten Metern mentale Anreize. Zum Glück gibt es im Ort das Lieblingsgetränk des diesjährigen Urlaubs, die Zitronenlimonade nach korsischem Originalrezept. Nebenan auf dem Bouleplatz unter einem Eukalyptusbaum scheiben Einheimische eine ruhige Kugel. Wir jetzt auch, sagen die Kinder.

Tipp

Badeurlaub. Feriendorf Störrischer Esel/Calvi: Bungalows in verschiedenen Ausstattungen. Wenige mit Blick auf Calvi! HP/Buffe). stoerrischeresel.com
Camping Cupulatta: Vergleichsweise günstige Mobile Homes zwischen Porto Vecchio und in Fahrnähe zum Plage Pinarellu, Mindestaufenthalt drei Tage.cupulatta.com
Camping Bella Vista:
feine Häuschen mit tollem Blick eher für größere Kinder, Traumstrände unweit, campingbellavista.com.fr
Lecci & Murta: Luxus-Mobilheime mit Villencharakter, gute Ausstattung, Panoramablick auf Plage Portiglio vor Campomoro Felsenpool, villagelecciemurta.com

Imbiss „à la corse“. Einem typischen Bier wird vor der Gärung Kastanienmehl zugesetzt. Bei En jour en France, 1060 Wien.
Einkehrtipp: Plage de l‘Arinella, Strandrestaurant Matahari, lematahari.com

Souvenir, Souvenir. Feines Mandelkonfekt und nostalgische Keksdosen

Buchtipp: Mario Landwehr: „Erlebnisurlaub mit Kindern“

Korsika-Anbieter auf der Ferien Messe Wien unter anderem: Rhomberg Reisen, Halle A/Stand A0321,rhomberg-reisen.com,
TUI Reisecenter, Halle A/Stand A0637, tui-reisecenter.at

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