Thaci: "Frieden schließen ist schwerer als Krieg beginnen"

APA/EPA/OLIVIER HOSLET
  • Drucken

Die Premiers Serbiens und des Kosovo gaben sich auf der Münchner Sicherheitskonferenz schon fast wie Freunde.

Syrien, Ukraine, NSA-Affäre: Es waren wie immer die Kriege, Konflikte und diplomatischen Klüfte, die diese 50. Münchner Sicherheitskonferenz dominierten. Doch es gab auch gute Nachrichten, und sie kamen aus einer Ecke, von der man das noch vor kurzem nicht für möglich gehalten hätte: dem Konflikt zwischen Kosovo und Serbien.

Die beiden Premiers Ivica Dacic (Serbien) und Hashim Thaci (Kosovo) gaben einen authentischen Einblick, wie es ihnen gelang, sich in dem Konflikt, der 1999 zu den Nato-Luftschlägen gegen Serbien geführt hatte und der mit der Abspaltung der ehemaligen serbischen Provinz Kosovo im Februar 2008 keineswegs beendet war, anzunähern. Im Frühjahr 2013 führten die von der EU vermittelten Gespräche zu einem Abkommen, das die Beziehungen zwischen Belgrad und Prishtina auf eine neue Grundlage stellte und für einige Erleichterungen im täglichen Miteinander sorgte.

"Sollten wir uns die Hände schütteln?"

Am Anfang, vor dem ersten Treffen unter der Vermittlung von EU-Chef-Außenpolitikerin Catherine Ashton, bereiteten schon scheinbare Banalitäten Schwierigkeiten, erzählte Dacic: "Sollten wir uns die Hände schütteln? Und wenn ja, soll es davon Fotos geben? Heute stellen wir uns diese Fragen nicht mehr." Heute ist es ganz normal, dass ein serbischer Premier mit seinem kosovarischen Kollegen auf einem Podium sitzt und mit ihm in vielen, wohlgemerkt nicht in allen, Punkten einer Meinung ist.

Davor war allerdings viel harte Arbeit nötig: "Es war ein Drahtseilakt", sagt Dacic. "Es ist sehr viel schwieriger, einen Frieden zu erzielen, als einen Krieg zu starten", ergänzt Thaci: "Die Bevölkerung unserer Länder war ja auch gar nicht gewohnt, dass wir miteinander Abkommen schließen können. Und wir hätten daheim wesentlich mehr Zustimmung gehabt, wenn wir die Einigung NICHT erzielt hätten."

Der Status bleibt das heiße Eisen

Doch auch die demonstrativ zur Schau gestellte Eintracht konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass in einem ganz wesentlichen Punkt noch Uneinigkeit herrscht: Dem völkerrechtlichen Status des Kosovo, dessen Abspaltung Belgrad ja bis heute nicht anerkannt hat. Allerdings, und das alleine ist schon bemerkenswert: Thaci sprach auf dem Podium in München mehrmals vom Kosovo als eigenständigem Staat, und dass dieser Status unumkehrbar ist - und der ein paar Meter entfernt sitzende serbische Premier hat NICHT wutentbrannt die Bühne verlassen, sondern ist einfach ganz ruhig sitzen geblieben.

Auch im Gespräch mit der "Presse Online" sah Dacic die Sache ziemlich entspannt: "Schauen Sie, das zeigt ja nur, dass der Prozess noch nicht so weit fortgeschritten ist, dass jede Seite noch ihre unterschiedlichen Ansichten hat, und dass wir noch weiter an einer Lösung arbeiten müssen, die für beide Seiten akzeptabel ist." Sprachs, und zog gut gelaunt von dannen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Irans Außenminister Mohammed Javad Zarif in München
Außenpolitik

Atomstreit: Wo die neue "Freundschaft" ihre Grenzen hat

Irans Außenminister gab sich in München im Ton konziliant, in der Sache aber hart: Man könne dem Iran gewisse Technologien nicht verwehren. US-Senator John McCain meinte: "Nicht vertrauen, sondern kontrollieren."
Verteidigungsminister Gerald Klug mit seiner deutschen Kollegin Ursula von der Leyen
Außenpolitik

Österreich schickt mehr Soldaten in den Kosovo

Der Verteidigungsminister spricht von einem Kontingent von 100 bis 130 Mann. Eine definitive Entscheidung soll binnen zwei Wochen bekannt gegeben werden.
GERMANY SECURITY CONFERENCEE
Außenpolitik

Alle Scheinwerfer richteten sich auf Vitali Klitschko

Der Oppositionsführer nahm eine Auszeit von den Protesten in Kiew, um auf der Münchner Sicherheitskonferenz für Sanktionen gegen Kiew zu werben.
Deutschlands Bundespräsident Gauck mit UN-Generalsekretär Ban
Außenpolitik

Deutschland: Das Ende des Trittbrettfahrens

Der Bundespräsident appellierte auf der Münchner Sicherheitskonferenz für eine aktivere deutsche Außenpolitik. Dies bedeute aber nicht mehr Alleingänge. Steinmeier und Von der Leyen sekundierten.
Hat seinen Optimismus verloren: UN-Vermittler Lakhdar Brahimi
Außenpolitik

Brahimi: "Wir sind in Syrien gescheitert"

Der UN-Vermittler gab auf der Münchner Sicherheitskonferenz einen Bericdht aus erster Hand wie er es nicht schaffte, das Assad-Regime und die Opposition zu einer Annäherung zu bringen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.