Wenn zurückhaltende Eleganz die DNA der von Jil Sander gegründeten Modemarke ist, blieb ein anonymes Designteam ihr auch nach dem Abtritt der Labelgründerin treu.
Nach dem Abgang der Chefin in völliger Anonymität seinen Job machen müssen, das ist nicht ganz einfach. Bei Jil Sander in Mailand legte ein Kreativteam eine solide Leistung vor - und doch bleibt zu hoffen, dass das Label nicht den Martin-Margiela-Weg beschreitet, sondern bald wieder ein Chefdesigner, eine Chefdesignerin bestimmt wird. Auch das allzu lang gezogene Interimszweifeln, man erinnere sich an Bill Gayttens Herumlarvieren bei Dior, möge der Marke und ihren Freunden erspart bleiben.
Die Kollektion der Modemarke von Jil Sander für Herbst 2014 entsprach freilich ganz und gar jener Ästhetik, den Sander-Kundinnen sich erwarten dürften. Man bereitet sich auf die kältere Jahreszeit zu, also ist eine gewisse schwere Solidität der Materialien und der Formen nicht unstimmig.
Irgendwelche hochgezogenen Augenbrauen löste diese Kollektion freilich auch nicht aus: Nach der bizarren (und impliziten) Konkurrenz von Jil Sander mit ihrem Nachfolger und Vorgänger Raf Simons, bei beiden handelt es sich um ausgewiesene Experten in puncto Mode-Minimalismus, ist nun das Label seiner Strahlkraft beraubt.
Das dürften aber auch die Eigner wissen. Wiederholt war in Mailand zu hören, dass ein Nachfolger in den Startlöchern stehe. Besonders gut informierte Journalisten und Blogger lancierten auch bereits erste Gerüchte. Allzu bald nach der Vorstellung der Kollektion wird wahrscheinlich aber doch kein Designer vorgestellt werden; das würde wohl die eben präsentierte Mode zu schnell entwerten. Vielleicht schafft man es aber, noch vor der Präsentation der Cruise-Collection im Frühsommer einen Kandidaten der Öffentlichkeit vorzustellen.