Bericht: Gurlitt will Bilder an jüdische Besitzer zurückgeben

Kunstfund Gurlitt
Kunstfund Gurlitt(c) APA/Staatsanwaltschaft Augsburg (Staatsanwaltschaft Augsburg)
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Der Kunsterbe soll vorhaben, die geraubten Kunstwerke herauszugeben. Die Rückgabe soll mit der "Sitzenden Frau" beginnen.

Der Münchener Kunsterbe Cornelius Gurlitt will nach eigenen Angaben alle aus jüdischem Besitz geraubte Kunstwerke an die jeweiligen Besitzer oder deren Nachfahren herausgeben. Gurlitts Sprecher Stephan Holzinger erklärte am Mittwoch, die Übergabe des ersten Exponats stehe unmittelbar bevor. Der Salzburger Teil der Gurlitt-Sammlung ist den Angaben zufolge weit größer als bisher angenommen.

Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" vom Donnerstag, des Norddeutschen Rundfunks und des Westdeutschen Rundfunks soll in Kürze die Übergabe von Matisses Porträt "Sitzende Frau" an Nachfahren des Pariser Kunstsammlers Paul Rosenberg vereinbart werden.

Von Göring zu Gurlitt

Die von den Nazis gestohlene "Sitzende Frau" gehörte zeitweise zur Kunstsammlung des führenden NS-Politikers Hermann Göring und gelangte auf Umwegen in den Besitz der Familie Gurlitt, hieß es in den Berichten unter Berufung auf den gerichtlich bestellten Betreuer des schwer erkrankten Gurlitt, Rechtsanwalt Christoph Edel. Derzeit werde ein "Restitutionsrahmen" in Anlehnung an die sogenannten Washingtoner Prinzipien erarbeitet, wurde er zitiert. Dieser Rahmen solle als Basis für Anspruchsteller dienen - sei es in Fällen von Raubkunst, sei es in Fällen, "die weniger oder eben gar nicht eindeutig sind".

Unterdessen wurde bekannt, dass der Salzburger Teil der Gurlitt-Sammlung deutlich umfangreicher ist als bisher bekannt. Zusätzlich zu den am 10. Februar entdeckten 60 Exponaten seien in Gurlitts verlassenem Haus in Salzburg bei Begehungen am 24. und 28. Februar 178 weitere Kunstgegenstände gefunden worden, hieß in der Erklärung seines Sprechers.

In Gurlitts Münchener Wohnung waren 2012 über 1400 Kunstwerke beschlagnahmt worden. Ein Großteil davon soll Nazi-Raubkunst sein, darunter Werke des Expressionismus, Dadaismus, Surrealismus oder Kubismus - Kunstströmungen, die von Adolf Hitler als "entartet" stigmatisiert worden waren. Gurlitt hatte die Gemälde, darunter Meisterwerke von Picasso, Dürer, Renoir und Toulouse-Lautrec, von seinem Vater, dem Kunsthistoriker und Kunsthändler Hildebrand Gurlitt geerbt.

>> Bericht der "Süddeutschen Zeitung"

(APA/AFP)

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