Investor Michael Tojner bastelt an einem Industriekonzern und hat große Pläne.
Die Presse: Herr Tojner, Ihr Unternehmen Alpine Metal Tech im oberösterreichischen Regau ist einer von unzähligen Nischenkaisern rund um die Großunternehmen Voestalpine und Siemens VAI. Die Voest verlagert Produktionen in die USA, rund um die VAI gibt es seit Monaten wilde Spekulationen. Wie geht es Ihnen dabei?
Michael Tojner: Natürlich beobachten wir diese Entwicklungen genau und stellen Überlegungen an, vor allem, was die Siemens VAI betrifft. Wenn sich Siemens tatsächlich von ihrer Industriesparte trennt, muss es im Interesse des Wirtschaftsstandorts sein, dass das Kern-Know-how in Österreich bleibt. Die beste Absicherung wäre natürlich ein österreichischer Eigentümer.
Was heißt „Überlegungen“? Der Wert der VAI wird mit 800 Millionen Euro taxiert.
Tojner: Sollte sich eine Möglichkeit bieten und die VAI einen Teilbereich verkaufen, wären wir sehr interessiert. Sollte es zu einem Verkauf der gesamten VAI kommen, wären wir – gemeinsam mit einem Partner – ebenfalls interessiert.
Andreas Pichler: Man muss bedenken: Die VAI hat einen Faktor von vier bis fünf. Das heißt: Auf einen der knapp 1500 VAI-Mitarbeiter (in Österreich) kommen vier bis fünf Arbeitsplätze bei Zulieferern. Das sind lauter kleine und mittlere Unternehmen. Das ist eine riesige Wertschöpfung.
Müsste man befürchten, ein ausländischer Eigentümer würde in Linz alles zusperren?
Pichler: Bei der VAI ist das dramatisch. Das ist ein Engineering-Unternehmen, da gibt es ja keine Produktion. Das ist leichter abgezogen. Das sind hochwertige Arbeitsplätze. Tojner: Da ist Standortpolitik mehr gefordert als anderswo.
Standortpolitik? Ist das ein Ruf nach dem Staat?
Tojner: Ich schreie nicht nach dem Staat, aber ich schreie nach Standortpolitik. Ich bin überzeugt, dass Lenzing heute nicht mehr in österreichischer Hand wäre, hätte das Land Oberösterreich nicht im Jahr 2009 eine Landeshaftung in Höhe von 300 Millionen Euro mitorganisiert.
Es gibt seit Monaten Gerüchte, aber offiziell werden diese Gerüchte von Siemens nicht kommentiert. Wer könnte Interesse an der VAI haben, der Branche geht es derzeit ja nicht gerade rosig?
Pichler: Mit einem möglichen Verkauf wäre vor allem ein Know-how-Transfer verbunden. Interessenten gibt es sicher in Russland. Die Russen brauchen die VAI-Technologie, um ihre marode Stahlindustrie zu sanieren. Chinesen wollen die VAI schon seit Jahren, schon als sie noch VA Tech hieß. Und auch koreanische Firmen scheinen Interesse zu haben. Es gibt da ein paar gute Technologien, die von der VAI gemeinsam mit den Koreanern entwickelt worden sind. Die Koreaner wären dann alleiniger Eigentümer dieser Patente.
Tojner: Ich bin schon dafür, dass der Staat gewisse Industrien fördert. Durch Forschung, Bildung und da und dort auch durch gewisse Investitionen. Es wäre wirklich schade, würde der Stahl- und Stahlzuliefersektor, eine Industrie, von der wir jahrzehntelang profitiert haben, weggehen. Da brauchen wir eine gewisse Standortpolitik. Hier sind die Amerikaner viel weiter. Die haben eine echte Standortpolitik und investieren in Zukunftstechnologien.
ZUR PERSON
Michael Tojner sorgte zuletzt mit seinem Hotelprojekt Intercontinental samt Neugestaltung des Areals des Wiener Eislaufvereins für Schlagzeilen. Eher unbemerkt bastelt der Investor an seinem Industriekonzern Montana Tech Components (MTC). Statt schnelles Geld als Heuschrecke samt unangenehmen juristischern Nebengeräuschen, wie etwa einst beim Projekt rund um die Wettfirma Starbet, ist jetzt solides Wachstum und Entrepreneurship angesagt.
Andreas Pichler leitet die Alpine Metal Tech in Regau, ein Unternehmen der MTC-Gruppe.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2014)