Bankenabgabe: Hundstorfer mit Finanzressort uneins

HUNDSTORFER
HUNDSTORFER(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
  • Drucken

Geldinstitute drohen wegen der hohen Abgabenbelastung mit Abwanderung. Sozialminister Rudolf Hundstorfer ist gelassen.

Wien/Linz. Vertreibt die Bankenabgabe Geldinstitute aus Österreich? Sozialminister Rudolf Hundstorfer, einer der SPÖ-Chefverhandler bei den rot-schwarzen Regierungsverhandlungen, steckt Drohungen heimischer Banken, dass sie wegen der hohen Abgabenbelastung ihre Zentralen ins benachbarte Ausland verlegen könnten, recht locker weg. Die Begründung dafür lieferte der SPÖ-Politiker am Dienstag am Rande des Ministerrats: Die Bankenabgabe falle dort an, „wo das Geschäft ist“. Im Klartext: Es müsse auch das Bankgeschäft ins Ausland verlagert werden, damit sich die Institute die ungeliebte Abgabe ersparen.

Mit seiner Ansicht stößt Hundstorfer aber innerhalb der Regierung auf Widerstand. Im Finanzministerium wird die Ansicht des Sozialministers keineswegs geteilt. Die Bankenabgabe werde dort fällig, wo die Zentrale des Bankinstituts sei, wurde der „Presse“ erklärt. Richtig sei, dass mit der vorgenommenen Änderung der Steuergesetze nunmehr die Bilanzsumme für die Bemessung der Abgabe herangezogen werde. KMPG-Experte Stefan Haslinger führt im „Kurier“ jedoch ins Treffen, einfach wäre es nicht, die Abgabe in Österreich zu vermeiden. Denn auch Zweigniederlassungen seien steuerpflichtig, die Banken würden wohl kaum alle Filialen im Inland zusperren. Realistisch sei eine Geschäftsverlagerung nur bei Krediten für Großkunden.

Negative Reaktionen der Bankkunden?

Die Debatte um die Bankenabgabe war zuletzt durch Überlegungen von Bankenchefs angeheizt worden. So hat der Chef der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, Heinrich Schaller, öffentlich darüber nachgedacht, die Zentrale von Linz ins grenznahe Passau zu verlegen, weil man sich damit Abgaben erspare. Abzuwarten bleibt allerdings, wie die Bankkunden auf eine Verlegung der Zentrale reagieren. Negative Folgen für das Bankgeschäft sind nicht ausgeschlossen. In Oberösterreich etwa wurde der „Presse“ zuletzt von Kunden sofort erklärt, dass sie dann ihr Geld von Raiffeisenbanken abziehen würden. Das sei ein Gegendruckmittel. (ett)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

IV-Generalsekretär Christoph Neumayer
Österreich

Standort Österreich: Industrie sieht "Ground Zero" erreicht

In Österreich gebe es immer weniger Investitionen in Erweiterungen, so die Industriellenvereinigung. Die Entwicklung sei "besorgniserregend".
Reinhold Mitterlehner
Österreich

Mitterlehner: "Würde das nicht als Theaterdonner bezeichnen"

Wirtschaftsminister Mitterlehner (ÖVP) ist gegen eine Doppelbelastung für Banken, für Europa als Industriestandort und ortet bei Österreichern ein Faible für Regulative.
FAYMANN/MITTERLEHNER
Österreich

Bankenabgabe: Mitterlehner gegen Doppelbelastung

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner meint, eine österreichische und eine europäische Bankenabgabe seien „auf Dauer schwer zu halten“.
Leitartikel

Der Wirtschaftsstandort benötigt eine Generalüberholung

Andere holen die Industrie zurück, wir sind dabei, Leitbetriebe zu vertreiben. Eine Fehlentwicklung, die sich mit Einzelmaßnahmen nicht korrigieren lässt.
Treichl, CEO of Austrian lender Erste Group, addresses a news conference in Vienna
Österreich

Wie sehr leidet Österreichs Wirtschaft wirklich?

Die Kritikpunkte der heimischen Wirtschaft werden zwar auch in internationalen Vergleichen und Studien untermauert. Allerdings wird in manchen Bereichen die Situation drastischer dargestellt als sie (noch) ist.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.