Morgenglosse

Keine Kinder? Keine Ahnung!, sagt die FPÖ

FPÖ-Mandatare verbieten einer grünen Politikerin den Mund, weil sie keine Kinder hat - und damit allen kinderlosen Frauen.

Politische Akteure mischen sich oft und gern in Dinge ein, von denen sie eigentlich keine Ahnung haben. Sobald sie den Anspruch erheben, zu regieren, sollten sie das, ja müssen sie das sogar, weil man schließlich von ihnen verlangt, für jeden Lebensbereich die beste Lösung zu finden.

Vor diesem Hintergrund ist zu erklären, wieso eine ÖVP den Babler‘schen-Marxismus verteufelt, der SPÖ-Chef dafür die „Bonzen“ und die „Superreichen“ oder Almbauern von grünen Bobos erklärt bekommen, weshalb der Abschuss von Wölfen urböse ist. Die Neos wissen sowieso immer alles besser als alle anderen - und haben das „eh schon immer gesagt“. Doch niemand übertrifft die FPÖ, wenn es darum geht, sich in Probleme einzumischen, für die sie mehrfach bewiesen hat, keine Lösungskompetenz zu besitzen.

So etwa am Mittwoch im Sozialausschuss, wo die geplante Reform der Elternkarenz auf der Agenda stand. Blaue Abgeordnete erdreisteten sich, der grünen Frauensprecherin Meri Disoski auszurichten, sie habe kein Recht, über Kinderbetreuung zu sprechen. Sie habe schließlich keine. Abgeordnete von ÖVP, Neos, Grünen und der SPÖ sprangen Disoski daraufhin zur Seite.

Abgesehen vom offenen Mund, der einem angesichts der sexistischen Aussage (Eine Frau ohne Kinder? Teufelszeug!) stehen bleibt, hat auch deren Logik offene Stellen. Dieser folgend dürfte sich ein Nicht-Mediziner, wie es Herbert Kickl ist, auch nicht aufschwingen, die Präparate seiner Wahl als Corona-Arznei zu empfehlen. Oder als Nicht-Gastronom Wirtshausprämien für „traditionelle“ Küche auszuzahlen, wie das die FPÖ in Niederösterreich tut. Übrigens: Auch Marlene Svazek hat keine Kinder. Dennoch ist die FPÖ-Landeschefin in Salzburg als Landeshauptmann-Stellvertreterin für die Kinderbetreuung zuständig. Aber von der FPÖ zu verlangen, logisch zu denken, ist bekanntermaßen utopisch. 

Wo kämen wir denn da hin: In eine verkehrte FPÖ-Welt womöglich, in der nicht Männer Frauen erklären, was sie sagen dürfen – und was nicht?

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