Kulturerbe

Vom Burgtheater nach L.A. in den Oscar-Olymp

Burgschauspieler Felix Kammerer.
Burgschauspieler Felix Kammerer.Georg Hochmuth
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Felix Kammerer legte eine steile Schauspielkarriere hin. Sein Erfolg in Theater und Film fußt auf Talent und Akribie.


Er ist das, was man eine Ausnahmeerscheinung nennt. Felix Kammerer ist einer, der es nicht nur gut, sondern perfekt machen will. Und dem das auch gelingt. Weil er für seine Kunst brennt. Wohl auch, weil er sich über deren Tellerrand hinaus für vieles interessiert. Eine „gigantische“ Bibliothek, die er sein „Heiligtum“ nennt, und in die er sich vergräbt, wenn er Zeit hat, zeugt davon. Dabei hätte er sich auch auf dem Ruhm der Eltern ausruhen können: Angelika Kirschlager und Hans Peter Kammerer sind erfolgreiche Opernsänger. Die Welt der Bühne war ihm also schon immer auch eine Heimat. Ganz bewusst wählte er aber das Schauspielfach – und eine Schule fern seiner Heimat Wien. Er wollte sich nicht ins gemachte Nest setzen, „etwas Eigenes“ aufbauen, wie er der „Presse“ einmal erzählte.

Das ist ihm gelungen. Noch während des Studiums spielte der 1995 geborene Kammerer am Deutschen Theater in Berlin und am Maxim-Gorki-Theater. 2019 debütierte er bei den Salzburger Festspielen. Im gleichen Jahr holte ihn Martin Kušej von der Berliner Schauspielschule direkt ans Burgtheater. Zuletzt spielte er in Thomas Manns „Der Zauberberg“ und Arthur Schnitzlers „Das weite Land“. So ein Talent ist wohl nirgends besser aufgehoben als an dieser Wiener Theaterinstitution, wo die Tradition der Schauspielkunst hochgehalten wird.

Stets bestens vorbereitet

Am Theater fasziniere ihn „das Interesse an der Auseinandersetzung mit Dingen, die wir nicht begreifen können“, sagt Kammerer. „wir machen Kunst, weil wir etwas beschreiben wollen, das größer ist als wir und das wir nicht benennen können.“ So erwies er sich stets als kluger und stets bestens vorbereiteter Interpret seiner Rollen. Als Charakterkopf, schon in jungen Jahren.

Das hat den mittlerweile 28jährigen wohl auch ins Filmgeschäft empfohlen. Weil er immer neugierig auf Neues ist und sich keinesfalls nur aufs Theater festschreiben will, sagte Kammerer zu, als Regisseur Edward Berger ihn 2021 für die Neuverfilmung von Remarques Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ anfragte. „Das war dein erster Film und du trugst uns alle auf deinen Schultern, als wäre nichts“, schwärmte Berger, als er im März 2023 bei der Oscar-Verleihung in Los Angeles gleich mehrere Trophäen entgegennehmen durfte. Darunter den Preis für den besten internationalen Film. „Ohne dich wäre niemand von uns hier“, würdigte Berger seinen Schauspielstar.

Ein „Gespür für das Schlachtfeld“

Wieder hatte sich Kammerers Akribie bewährt. Für die Darstellung des Paul Bäumer, der als junger Soldat die Schrecken des Ersten Weltkriegs erlebt, bereitete sich der ehemalige Zivildiener unter anderem mit Hilfe einer Excel-Tabelle vor, in der er sich für jede Szene die Emotionen und Energiezustände seiner Figur notierte – in den Kategorien Tötungswille, Todesangst und Puls. Er habe das „aus Verzweiflung“ gemacht, um beim nicht-chronologischen Drehen den Überblick zu bewahren. Es war schließlich sein erster Film. Aber wie man so ein Drama überzeugend über die Rampe bringt, das weiß er längst. (i. w.)

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