Landesparteivorsitz

Innsbrucker ÖVP: Umstrittener Vizebürgermeister geht in die Offensive

Screenshot aus dem Kandidatur-Video von Johannes Anzengruber.
Screenshot aus dem Kandidatur-Video von Johannes Anzengruber.Facebook/Johannes Anzengruber
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Der nicht mehr von allen in der Innsbrucker Stadtpartei wohlgelittene Vizebürgermeister Johannes Anzengruber kündigte seine Kandidatur als Obmann und Bürgermeisterkandidat via Facebook an. Die Parteiführung plant schon längst ohne ihn.

In der Innsbrucker ÖVP geht es offenbar weiter drunter und drüber. Der zuletzt wegen einer Verteilaktion heftig in die Kritik geratene und in Landes- wie Stadt-ÖVP nicht mehr wohlgelittene Vizebürgermeister Johannes Anzengruber kündigte am Sonntag via Facebook-Video nicht nur seine Kandidatur für den ÖVP-Stadtparteiobmann, sondern auch jene für die Bürgermeisterdirektwahl im kommenden Frühjahr an.

„Wer arbeitet, hat keine Zeit zum Streiten“ - so eröffnete Anzengruber das Video, in dem anschließend Unterstützer zu Wort kamen, darunter auch ÖVP-Gemeinderätin Mariella Lutz. „Für mehr Fairness in der Politik“ wolle er unter anderem antreten, so Anzengruber. Der Stadtparteitag soll noch im Herbst über die Bühne gehen - wahrscheinlich, dass die Position des Obmannes der von der Partei gewollte Spitzenkandidat einnehmen wird. Der jetzige Stadtparteichef, Landtagsabgeordneter Christoph Appler, wird es jedenfalls nicht sein.

Mit seiner Kandidatur-Ankündigung geht der mit dem Rücken zur Wand stehende Stadt-Vize Anzengruber in die Offensive. Denn es gilt als offenes Geheimnis, dass ihn die Landes-ÖVP nicht als Herausforderer von Grünen-Bürgermeister Georg Willi im nächsten Jahr ins Rennen gehen lassen will. Auch eine Kandidatur Anzengrubers mit einer eigenen Liste für diesen Fall steht immer wieder im Raum.

Öffentlicher Druck auf Bundespartei kommt nicht gut an

Das Verhältnis Anzengruber-ÖVP gilt als sehr angespannt - und dies nicht erst seit der „Karten-Affäre“. Der Grund: Der Vizebürgermeister hatte zuletzt in einem publik gewordenen „Offenen Brief“ an Landesparteiobmann LH Anton Mattle diesem ausgerichtet, Bürgermeisterkandidat werden zu wollen. Außerdem drängte er auf eine Mitgliederbefragung, um diese Frage zu klären. Die Tiroler ÖVP reagierte jedenfalls sehr verärgert über Anzengrubers Vorgehen, schließlich traf sich dieser Tage zuvor mit Mattle zu einem persönlichen Gespräch. Man sah die Inhalte einer vertraulich geführten Unterredung veröffentlicht.

Die schwarzen Granden planen offenbar ganz anders, und jedenfalls ohne Anzengruber. Derzeit befinden sich die Gespräche mit der seinerzeitigen Abspaltung „Für Innsbruck“ in der finalen Phase. Man will als gemeinsame „bürgerliche Plattform“ bei der Wahl antreten.

Ein Staatssekretär als mögliche Alternative

Kolportiert, aber bis dato nicht bestätigt, wurde immer wieder ÖVP-Staatssekretär Florian Tursky als „Plattform“- bzw. ÖVP-Bürgermeisterkandidat. Tursky hielt sich bisher in Deckung und mit öffentlichen Statements zurück. Seine Kandidatur gilt als durchaus wahrscheinlich, aber noch keineswegs gesichert.

Anzengruber war zuletzt wegen der umstrittenen Verteilung von „Erlebnis Cards Tirol“ unter anderem an Feuerwehrmitglieder ins Visier geraten. Die Stadt schaltete in der vergangene Woche die Staatsanwaltschaft ein. Eine magistratsinterne Prüfung habe ergeben, dass bei „Verdacht einer strafbaren Handlung“ Anzeigepflicht bestehe, hieß es. Anzengruber begrüßte in einer Reaktion, dass die Sache nun „unvoreingenommen geprüft“ werde. (APA)

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