Weißes Rössl

Wiener Metropol: Nur keine falschen Gefühle auf der Bühne

Metropol-Direktor Peter Hofbauer in seinem Theater.
Metropol-Direktor Peter Hofbauer in seinem Theater.Clemens Fabry
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Im Wiener Metropol kommt nach 27 Jahren „Das weiße Rössl“ wieder auf die Bühne. Kann das auch noch junge Menschen interessieren?

Er hat das Schild selbst gar nicht bemerkt. Dabei hängt es auf der Rückseite seiner Bürotüre. Jeden Tag geht er an dem ovalen Holzschild vorbei, auf dem in weißen Buchstaben auf violettem Hintergrund „Zum weißen Rössl“ steht. Es ist noch von der ersten Aufführung des Rössls im Haus übrig geblieben. Als das Stück 1996 das Metropol-Theater quasi gerettet hat.

Theater-Direktor Peter Hofbauer muss lachen, als er das Schild sieht. „Das habe ich echt übersehen“, sagt er. Eigentlich könnte er es geradewegs wieder auf die Bühne tragen. (Tut er natürlich nicht). Denn das weiße Rössl kehrt nach 27 Jahren wieder ins Metropol-Theater zurück.

Nicht, weil es das Theater wieder retten muss. Das Singspiel wurde diesen Sommer beim Festival Schloss Weitra, wo Hofbauer Intendant ist, aufgeführt. Da war es naheliegend, Stück und Cast nach Wien zu holen. Eine Neuinszenierung, aber mit bekannten Gesichtern. Musiker Andy Lee Lang spielt den schönen Sigismund, Joesi Prokopetz den Kaiser Franz Joseph und Christoph Fälbl den Piccolo senior. Was insofern lustig ist, weil Fälbl schon 1996 den Piccolo junior gespielt hat.

Eine Produktion mit Risiko

1996 galt Hofbauer noch als mutig, das Stück zu spielen, als er das schwer angeschlagene Theater als Direktor übernahm. „Die Alteingesessenen haben händeringend davor gewarnt, hauseigene Bühnenproduktionen zu machen. Denn das war der Grund für die Verschuldung“, erzählt er. „Entweder wir sperren zu oder wir spielen das Rössl“, dieser Satz sei schon mehreren Theaterdirektoren nachgesagt worden. „Ich habe dann scherzeshalber gesagt: Ich habe mich für Zweiteres entschieden.“ Nachsatz: „Mit großem Erfolg.“

70 Mal wurde das prominent besetzt Stück, damals mit Adi Hirschal als Oberkellner und Journalistengewerkschaftspräsident Günther Nenning als Kaiser Franz Joseph, gespielt. Das Rössl habe man auf einer Werbefahrt auch am Wolfgangsee vor deutschen Reisejournalisten vorgeführt. Und als Hofbauer Nenning ankündigte, als „gerade noch bei der Journalistengewerkschaft und jetzt als Kaiser auf der Showbühne“, sei ein entsetztes Raunen durch das Publikum gegangen. „Die haben das nicht fassen können. Das wäre bei denen nie möglich gewesen“. Er lacht.

Ein Dämpfer mit „Nonnsense“

Nach dem erfolgreichen Rössl kamen noch zwei weitere erfolgreiche Stücke bis der erste Dämpfer mit dem Musical „Nonnsense“ einsetzte. Auch das war prominent besetzt, etwa mit Marianne Mendt. Trotzdem wurde es nicht angenommen. Heute glaubt er, dass das Stück in Österreich seiner Zeit voraus gewesen sei. Damals „haben wir teilweise vor 120 Menschen gespielt. Es passen aber 480 ins Theater.“

Dass ihm das bei der Neuinszenierung des Rössls passieren wird, ist wohl unwahrscheinlich. Zu bekannt ist der Klassiker, der in der Neuinszenierung wieder auf viel Unterhaltung setzt, aber auch den revueartigen Charakter des Stücks mehr betonen will. Und nicht so sein will, wie der Film. „Das weiße Rössl trägt diesen satirischen Witz in sich, nur das ist durch den sentimentalen Heimatfilm verdrängt worden.“ Das Original sei auch viel jazziger. Oft werde Hofbauer gefragt, ob das Stück eh so sein werde, wie der Film. Er antworte dann immer: Film und Bühnenstück seien so wie Christkind und Weihnachtsmann: „In beiden Fällen handelt es sich um Weihnachten, aber dazwischen liegen Welten.“

Überhaupt haben frühe Fernsehverfilmungen dem Genre der Operette nicht gutgetan. Was da teilweise produziert wurde: „Eine kulturelle Schandtat“. Er sei privat früh mit Operetten in Kontakt gekommen, habe die aber „total abgelehnt, nach allem, was ich gesehen habe.“ Denn: „Was junge Menschen ablehnen, sind falsche Gefühle. Und diese Eierkuchen-Sentimentalität wurde fast ausschließlich geboten.“

Was die Operette kann

Erst später habe er die Ur-Qualitäten des Genres erkannt: „Witz, Eleganz, diese herrlichen Melodien.“ Echte Gefühle versuche man im Metropol daher auf die Bühne zu bringen. Um Alte wie Junge zu begeistern. „Wir brauchen lustbetontes Theater, um die Lust am Theater wiederzuerwecken.“ Dazu zählen freilich unterhaltsame Stücke, „aber auch eine wirklich ergreifende Tragödie kann mich unterhalten.“ Man müsse „die ganze Bandbreite der menschlichen Gefühle erleben können.“ Im Idealfall, sagt er, sei das Bühnengeschehen „ein anschaulicher Unterricht in praktischer Psychologie. Menschliche Schwächen werden auf den Punkt, in der Komödie pointiert und im Lachen aufgelöst.“ Was wohl auch den Erfolg des Rössls seit fast 100 Jahren ausmacht.

Auf einen Blick

Im weißen Rössl ist ein Singspiel aus 1930 und spielt im Hotel „Weißes Rössl“ in St. Wolfgang in Oberösterreich. Das Stück, in dem etwa Kellner Leopold um die Liebe zur Chefin Josepha buhlt, gilt im Original als moderner, satirischer und jazziger als die Nachkriegsfassung. Ab 3. Oktober wird das Stück im Wiener Metropol neu inszeniert.
Karten unter www.wiener-metropol.at

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