Kommentar

Mikl-Leitner: In Doskozils Fußstapfen?

In Niederösterreich gefährdet die ÖVP die musikalische Zukunft des Landes.

Österreich ist ein Musikland, unbestritten. Dass es so ist, hat nicht nur mit Mozart, Strauß und Schubert zu tun. Nein, denn wir leben in der Gegenwart, und ein Musikland bleibt nur ein Musikland, wenn Musik gelebt wird: gespielt, geübt, komponiert, aufgeführt, angehört und weitergetragen. Tradition sei nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers, sagt Gustav Mahler. Dazu braucht es Fackelträger: In Österreich sind wir in der glücklichen Lage, ein herausragendes Musikschulwesen mit Musiklehrerinnen und -lehrern zu haben, die neben ihrer künstlerischen Tätigkeit ihr Feuer weitergeben – an die Kinder. Große Karrieren beginnen an dieser Basis. Ein Großteil der österreichischen Künstler, die es zu musikalischem Ruhm bringen, nennen die Musikschule ihrer Heimatgemeinde als Initialzündung.

Aber nicht nur große Karrieren beginnen hier. Auch der Nachwuchs für die Blaskapelle oder die Jazz-, Pop- sowie Weltmusikband wird hier ausgebildet. Und selbst wenn der Musikschulbesuch „nur“ dazu führt, dass Kindern und Jugendlichen musikalische Welten eröffnet werden und ihnen die Freuden des gemeinsamen Musizierens vermittelt werden, ist für ein zufriedenes Leben ein Grundstein gelegt. Kinder nicht zum Konsum und zu einem reinen Leistungsdenken zu erziehen, ist doch ein Kernelement des Humanismus.

In Niederösterreich wird nun durch ein neues Gemeindedienstrecht an der Basis gesägt. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen (es reicht schon, dass sich hoch qualifizierte Musiker mit absurd bürokratischen Klassifikationen wie A-, B- und C-Töpfen sowie Stunden- und Pausenlisten herumschlagen müssen): Zukünftig sollen Konzertfachabsolventen gleich viel bezahlt bekommen wie Freizeit- oder Hortpädagogen, sie müssen zwischen den Stunden unbezahlte Pausen einlegen (mehr Zeitaufwand bei gleichem Gehalt, gerade für Künstler, die ja auch andere Engagements haben, eine Chuzpe), können leichter gekündigt bzw. in ihrem Beschäftigungsausmaß reduziert werden. Welcher vernünftig denkende Absolvent einer Musikuniversität wird sich das in Zukunft noch antun wollen? Aber vielleicht will die ÖVP in Niederösterreich ja die Doskozil-Philosophie aus dem Burgenland weitertragen: Volksschullehrern in einem Crashkurs Blockflöte (oder andere Instrumente) beizubringen und sie das unterrichten zu lassen. Definitiv der falsche Weg!

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.