Klimapolitik und Digitalwende sollen die Trophäen der ersten Amtszeit von Ursula von der Leyen werden. Im Endspurt vor der Europawahl schwächelt ihr Team jedoch.
Brüssel. Margrethe Vestager hat es dieser Tage lustig. In der dritten Staffel der Fernsehsatire „Parlament“ darf sie in einer Szene endlich sich selbst spielen. „Wann ist Ihr Termin?“, fragt die frühere dänische Vizepräsidentin der Europäischen Kommission eine schwangere Praktikantin derselben. „In drei Monaten“, antwortete diese, um mit ihrer Gegenfrage Anlauf auf einen Fettnapf zu nehmen: „Und Ihrer?“ In 20 Monaten, sagt Vestager alias Vestager nach der Auflösung des Missverständnisses, „es ist Wettbewerbsverfahren, ein großes.“
Im echten Leben jedoch hat sie seit mehr als einem Monat nichts mehr mit Wettbewerbspolitik zu tun. Am 5. September hat die 55-jährige Liberale ihr Amt ruhend gestellt. Denn sie bewirbt sich um den Chefsessel der Europäischen Investitionsbank. Sowohl die Digitale Wende als auch der Europäische Grüne Deal, also das Kernstück der Klimapolitik der Union, sollen zu großen Teilen mithilfe der finanztechnischen Hebel und Garantiemöglichkeiten der EIB ermöglicht werden. Die Entscheidung der Vertreter der EIB-Mitgliedstaaten wird in den nächsten Wochen fallen. Vier Konkurrenten hat Vestager: Spaniens Finanzministerin, Nadia Calviño, dürfte die größten Chancen haben, doch auch der frühere italienischen Finanzminister in der Regierung von Mario Draghi, Daniele Franco, sowie die EIB-Vizepräsidenten Teresa Czerwińska (Polen) und Thomas Östros (Schweden) haben ihre Hüte in den Ring geworfen.