Porträt

Der „Taliban“ der Freiheitlichen Partei

Die graue Eminenz des nationalfreiheitlichen Lagers: Andreas Mölzer.
Die graue Eminenz des nationalfreiheitlichen Lagers: Andreas Mölzer.Herbert P. Oczeret
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Andreas Mölzer polarisiert seit jeher – sogar in seiner eigenen Partei. Es hängt auch immer davon ab, welchen Hut er gerade auf hat: jenen des Politikers oder jenen des Publizisten. Nun steht wieder einmal sein Ausschluss im Raum.

Die Pointe kommt zu Beginn: Im Sommer 2004 befand sich die FPÖ wieder einmal in einer Krise. Jörg Haider hatte mit dem nationalen Flügel in seiner Partei, wesentlich getragen von Andreas Mölzer und Ewald Stadler, zu kämpfen. Haider ging in die Offensive. Bei einer Krisensitzung der Kärntner Landespartei meinte er: „Wir brauchen keine Taliban in der FPÖ.“

Seit 2021 regieren die Taliban wieder. Nicht in der FPÖ, sondern in Afghanistan. Dorthin verschlug es nun Andreas Mölzer. Und der aktuelle FPÖ-Chef, Herbert Kickl, war davon nicht sehr angetan. Ein Fast-Mitreisender, Axel Kassegger, verlor seine Sprecherfunktion, ein Mitreisender, Johannes Hübner, muss zu Kickl zum Rapport. Und Mölzers Parteiausschluss steht zur Diskussion. Er hatte nach der Reise nach Kabul noch gemeint: Dass ihn Herbert Kickl als „Polit-Pensionisten“ bezeichne, verwundere ihn, dessen Kritik nehme er „nicht so ernst“. Dass ein Parteiaussschluss schon bei der nächsten Sitzung des Kärntner Landesparteivorstands, der dafür zuständig wäre, auf die Tagesordnung kommen könnte, dementierte Kärntens FPÖ-Chef, Erwin Angerer, jedoch.

Dauer-Duell Kickl gegen Mölzer

Andreas Mölzer ist die graue Eminenz des nationalfreiheitlichen Lagers. Erst half er dabei, Jörg Haider groß zu machen, dann überwarf er sich mit ihm. Dann half er, Heinz-Christian Strache groß zu machen. Dann überwarf er sich mit ihm. Genauer gesagt mit Herbert Kickl. Strache war Mölzer intellektuell zu wenig satisfaktionsfähig, aber er respektierte seine Wahlerfolge. Mit Kickl war er intellektuell durchaus auf einer Ebene, aber sie hatten keinen Kopf miteinander. Beide hatten einmal die Parteiakademie der FPÖ geleitet. Die Gelegenheit, die Mölzer ihm bot mit seinem Sager vom „Negerkonglomerat in Brüssel“, auf einer Veranstaltung, auf der unerwartet ein Journalist anwesend war, nützte Kickl, um die politische Karriere des Andreas Mölzer zu beenden. Er musste sein EU-Mandat abgeben.

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