Gastronomie

ÖVP und FPÖ präsentieren Wirtshausprämie für Niederösterreich

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und LH-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ).
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und LH-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ).APA/Helmut Fohringer
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Für die Übernahme oder Neueröffnung eines Gasthauses gibt es einmalig 10.000 Euro. Vier Millionen Euro stehen für das Paket in Summe zur Verfügung.

Die schwarz-blaue Landesregierung in Niederösterreich hat am Freitag ein Paket für die Gastronomie samt Details zur Wirtshausprämie vorgestellt. Für die Übernahme oder Neueröffnung eines Gasthauses gibt es 10.000 Euro, als Voraussetzung gilt unter anderem ein „regionales Speisen- und Getränkeangebot“. Vier Millionen Euro stehen für das Paket in Summe zur Verfügung, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) in einer Pressekonferenz mit LH-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ).

Die Prämie kann nur in Gemeinden mit gefährdeter Verpflegungssituation in Anspruch genommen werden. Anträge sind ab 1. Jänner 2024 möglich und werden von der Fachabteilung des Landes im Einzelfall geprüft. Der Fokus liege dabei auf ganzjährigen Öffnungszeiten, einem „regionalen Speisen- und Getränkeangebot“ sowie einer „engen Zusammenarbeit mit regionalen Lieferanten und Produzenten“. „Würstel- und Kebabstände sind hier ausgenommen“, erklärte Mikl-Leitner.

Das Wirtshaus gehöre zu Niederösterreich „wie das Erdäpfelpüree zu den Fleischlaberln oder die Marille zur Wachau“, betonte die Landeshauptfrau. „Wir wollen nicht, dass sich die Bevölkerung - wenn ich das überspitzt formulieren darf - irgendwann das letzte Schnitzel im Museum anschauen kann“, sagte Landbauer in St. Pölten: „Die regionale, traditionelle Küche soll gefördert werden.“ Es gehe nun darum, den „Wirtshaus-Turbo zu zünden“, betonte Landbauer.

Tirol als Vorbild für Prämie

Als Vorbild für die Prämie nannte Mikl-Leitner Tirol. Hier wurde die 2019 eingeführte Unterstützung zur Übernahme bestehender Gasthäuser inzwischen auf 20.000 Euro verdoppelt. Aufgrund der Erfahrungen aus Tirol rechnet man in Niederösterreich mit maximal 20 Anträgen pro Jahr.

Das niederösterreichische Paket mit drei Förderschienen soll zum Erhalt und zur Stärkung der Wirtshäuser dienen. Für einen Betrieb können in Summe bis zu 100.000 Euro an Unterstützung bereitgestellt werden. Der größte Anteil davon entfällt auf die Gründungs- und Übernahmeförderung, die fortgeführt wird. Vorgesehen ist hier ein Zuschuss von bis zu zehn Prozent der Investitionen bzw. maximal 50.000 Euro. Die Förderung für Investitionen in Gasthäuser und Hotels - vom Mobiliar bis zum Gastgarten - wird auf bis zu 40.000 Euro vervierfacht. Der Zuschuss beträgt hier maximal 20 Prozent der Investitionssumme.

Seit 2000 sei die Zahl der Gasthäuser in Niederösterreich von 2800 auf 1819 zurückgegangen - jedes dritte habe somit geschlossen, sagte Mikl-Leitner. Landbauer bezeichnete es als Aufgabe der Landespolitik, das „Kulturerbe Wirtshaus“ zu pflegen und gezielt zu fördern. „Wir stehen zur heimischen Gastronomie, wir stehen zu unseren heimischen Wirten“, sagte der Freiheitliche.

„Massives Wirtesterben“ in ländlichen Gebieten

Mario Pulker, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ), sprach von einem „massiven Wirtesterben in ländlichen Gebieten“. Gastronomen seien mit einem starken Mitarbeitermangel, massiv gestiegenen Zinsen und erhöhten Lebensmittelpreisen konfrontiert. 30 Prozent der Betriebe stehen laut Pulker in den nächsten Jahren vor einer Übernahme. Das Paket solle helfen, das Wirtesterben am Land einzudämmen.

Landbauer bezeichnete das Paket als wichtigen Bestandteil des ÖVP-FPÖ-Arbeitsübereinkommens. Die Freiheitlichen hatten bereits 2019 im Rahmen eines Sechs-Punkte-Plans zum Erhalt der Wirtshauskultur unter anderem eine Wirtshausprämie und eine Übernahmeförderung verlangt.

SPÖ-Landesparteichef Landesrat Sven Hergovich sprach sich in einer Aussendung generell für eine Förderung für Wirtshäusern aus. Er forderte aber „Nachbesserung und mehr soziale Ausgewogenheit“. Eine Förderung „sollte das Wirtshaussterben beenden und nicht nur verlangsamen“, teilte Hergovich mit. (APA)

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