Morgenglosse

Beim ORF stoßen Fragen auf taube Ohren

Geht es im Newsroom drunter und drüber? Wurde eine mittlerweile gekündigte ORF-Journalistin eingeschüchtert? ORF-Kundinnen und Kunden haben ein Recht auf Antworten

Als Journalistin hätte man gerne Antworten auf seine Fragen. Weil man sie im Dienste der Leser stellt. Die haben ein Recht auf Auskunft – vor allem bei Unternehmen, für die sie zahlen müssen, ob sie wollen oder nicht. So wie es beim ORF der Fall ist. Wir hätten zum Beispiel gern gefragt, wie es sein kann, dass ein renommierter ORF-Ressortleiter „aus Hoffnungslosigkeit“, wie es aus seinem Umfeld heißt, seinen Job hinschmeißt, weil es im Newsroom des ORF offenbar drunter und drüber geht. Die Arbeitsbedingungen dort hätten Radio-Außenpolitikchef Hartmut Fiedler zermürbt, sagen die Kollegen.

Der Newsroom ist ein riesiges Großraumbüro, in dem ORF-Journalisten über alle Mediengattungen hinweg an News-Sendungen und Info-Magazinen arbeiten und sich koordinieren. Was dort geschieht, ist also nicht egal und geht uns alle an. Es ist auch demokratiepolitisch relevant. Im Juni 2022 sind die Redakteure in diesen Newsroom übersiedelt, der das Herzstück des ORF-Medienkampus am Küniglberg bildet. Seither wird in der größten Nachrichtenredaktion des Landes provisorisch herumgewurschtelt. Die Führungsposten sind immer noch interimistisch besetzt, keine Chefredakteure bestellt. Es seien „Schattenstrukturen“ entstanden, beklagen Insider. Es fehle an einer klaren Vision, an Führungskultur.

Als Journalistin würde man auch gerne Fragen zur neuen ORF-Gebühr stellen. Oder zur vor dem Verfassungsgericht eingeklagten politischen Unabhängigkeit des Unternehmens. Auch zu Vorwürfen der angeblichen Einschüchterung einer ORF-Journalistin, die mittlerweile gekündigt wurde – der Vorwurf einer mutmaßlichen politischen Intervention steht im Raum.

Der ORF bleibt bei aktuellen Anfragen einsilbig. Eine schon vor Monaten ausgeschickte Anfrage für ein ausführliches Interview der „Presse“ mit ORF-Generaldirektor Roland Weißmann stieß bisher auf taube Ohren. Immer wieder wird vertröstet. Die Anfrage sei „in Evidenz“, heißt es. Das fühlt sich langsam an wie Gesprächsverweigerung.

Bitte es nicht falsch zu verstehen: Es geht hier nicht um persönliche Animositäten. Vielmehr darum, dass die Kundinnen und Kunden des ORF, die derzeit mit dem Slogan „Für dich und mich und alle“ umworben werden, ein Recht auf Antworten haben. Journalistische Fragen wären eine Möglichkeit, diese einzuholen.

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