Politik

Pop-Phänomen Taylor Swift beeinflusst US-Wahlkampf

Taylor Swifts Unterstützung sei ein „heiliger Grahl“, den es zu erringen gilt.
Taylor Swifts Unterstützung sei ein „heiliger Grahl“, den es zu erringen gilt.APA / AFP / Michael Tran
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Politologen sprechen in Zusammenhang mit Sängerin Swift von einer sehr hohen Wirkungsmacht. Selbst vom Verunglimpfen der Sängerin erhoffen sich politische Akteure Vorteile.

Lange Zeit äußerte sich Popstar Taylor Swift nicht politisch. Bis zum 8. Oktober 2018. Damals sprach sich die Sängerin via Instagram für den LGBTQ-Rechte aus und gegen den „schrecklichen systemischen Rassismus“ in den USA, auch aus Angst, weiteres Schweigen könne ihrer Karriere schaden und ins „rechte Eck“ gestellt werden, zumal Country-Musik (die sie anno dazumal noch schrieb) oft mit konservativen Einstellungen in Verbindung gebrachten wird. Der explizite Aufruf, bei der Neuvergabe eines Sitzes im US-Senat für den Bundesstaat Tennessee nicht für die Rechtsaußen-Politikerin Marsha Blackburn zu stimmen, sorgte damals für ordentlichen Wirbel. Trump teilte direkt mit, er möge ihre Musik jetzt „25 Prozent weniger“.

Seither hat sich Swift wiederholt gegen Trump und gegen die Republikaner geäußert, und trotzdem haben 45 Prozent ihrer Fangemeinde bei der Präsidentschaftswahl 2020 für Trump gestimmt. Das geht aus einer Marktanalyse von Morning Consult von 2023 hervor, die im Übrigen auch erhob, dass mehr als die Hälfte aller US-Amerikanerinnen und Amerikaner Taylor-Swift-Fan ist.

Großer Politischer Einfluss

Swift ist längst mehr als eine Musikerin, sie ist wohl die erfolgreichste Künstlerin unserer Zeit: Mehr als 300 Millionen verkaufte Platten, diverse Nummer-Eins-Alben, mehr als 274 Millionen Follower allein auf Instagram. Ihr Konzertfilm „Taylor Swift: The Eras Tour“ hat schon vor dessen Kinostart am Freitag bei den Einspielergebnissen die 100-Millionen-Dollar-Marke geknackt. Mit ihrer breitenwirksamen Schlagkraft wird ihr auch politischer Einfluss zugesprochen. Weshalb mit Spannung erwartet wird, welche Rolle sie im anstehenden Präsidentschaftswahlkampf einnehmen wird.

Eine erste Wirkung war bereits erkennbar. Am sogenannten National Voter Registration Day Ende September rief die 33-Jährige im Netz dazu auf, sich als US-Wählerin oder -Wähler registrieren zu lassen. Vote.org, eine gemeinnützige Organisation, zählte daraufhin mehr als 35.000 Wählerregistrierungen. Das sind 23 Prozent mehr als am Aktionstag 2022.

Aus der Politik kam prompt Lob. Kaliforniens demokratischer Gouverneur Gavin Newsom erklärte, Swift setze „ihre Prominenz für die gute Sache“ ein, indem sie junge Menschen zum Wählen motiviere. Ihr Engagement sei „zutiefst machtvoll“, sagte er der Promi-Portal „TMZ“. Neben Lob gibt es natürlich immer auch Kritik, mit ein Grund, warum sich Swift zu Beginn ihrer Karriere stets bedeckt hielt. Damals versuchten sowohl konservative als auch liberale Lager die Musikerin zu vereinnahmen. Heute ärgert sich Swift öffentlich, dass sie Trumps demokratische Gegnerin Hillary Clinton 2016 nicht offen unterstützte.

Swifts Unterstützung ist „heiliger Grahl“

Der Politologe David Jackson erforscht den Einfluss von Promis in politischen Debatten. Er schätzt Swifts Wirkungsmacht sehr hoch ein. Selbst, wenn Politiker die Sängerin verunglimpften, versprächen sie sich davon Vorteile in der politischen Debatte. So hänge man sich „an ihren Ruhm, um zusätzliche Abrufe, Klicks und Links und Aufmerksamkeit für sich selbst zu bekommen“.

Der Wissenschafter der Bowling Green State University rät Joe Bidens Wahlkampfteam, im Kampf um eine zweite Amtszeit für den Demokraten Swift erneut auf seine Seite zu ziehen. Schon 2020 hatte sie ihn unterstützt. Die Unterstützung des Popstars nennt der Forscher einen „heiliger Gral“, den es in der Politik zu erringen gilt. (APA/red.)

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