Romanbiografie

Jana Revedin über ihre Mutter: „Es war ein Auftragswerk“

Jana Revedin fühlte sich nach drei Büchern bereit für ihre Familiengeschichte.
Jana Revedin fühlte sich nach drei Büchern bereit für ihre Familiengeschichte.Clemens Fabry
  • Drucken

Sie war Heideggers Assistentin, gründete eine Frauenzeitschrift – und wehrte sich gegen die Gewalt in ihrer Ehe mit dem Neffen von Marlene Dietrich: Architektin Jana Revedin berichtet in ihrem neuen Roman von ihrer Mutter. Der „Presse“ erzählte sie vom Versuch ihrer Familie, im Deutschland der Fünfziger ein liberales Leben zu führen.

Manchmal ist es geradezu unwahrscheinlich, wie viel an einem einzigen Tag passiert. Hat Jana Revedin in ihrem Roman manches aus dramaturgischen Gründen komprimiert? „Im Gegenteil“, sagt sie über jene Geschichte, die ihr ihre Mutter gegen Ende ihres Lebens erzählte. „Die Geschichte entwickelt sich wie die der Tosca. Man wacht auf, das Leben scheint in Ordnung, doch über den Tag verdichten sich die Dinge.“

Die Mutter der deutschen Architektin lebte, als sie die Geschichte erzählte, in Wernberg, in jenem alten Kärntner Bauernhaus, in dem sie ihr Lebensende verbringen und sterben wollte. Bauhaus-Expertin Revedin stellte gerade jenes Buch zusammen, das einen Wendepunkt ihrer Karriere markieren sollte.

Sie wusste da schon, ihr Buch über Ise Gropius könne nicht das Sachbuch einer Architekturtheoretikerin, sondern müsse ein Roman werden, „weil ich sonst die Feinheit der Figuren nicht zeichnen könnte. Ich wollte meinen Protagonisten nahekommen, ja geradezu unter die Haut.“ Für Revedin ein Wagnis. „Meine Verlegerin hat das Buch zunächst abgelehnt, sie meinte: Sie vergeben sich Ihr ganzes Renommee.“ Ihre Mutter hingegen bewunderte den Mut. „Es war ihr letzter Sommer, ich fuhr sie jeden Tag durch den Garten, sie konnte schon kaum mehr gehen.“ Eines Tages schickte ihre Mutter sie hinauf unters Dach, um Fotoalben zu holen.

Liberale Welt in Konstanz

Was Jana Revedins Mutter, Renina, ihr zeigen wollte, war das Bild eines gewissen Fred Dietrich. Ein Neffe Marlene Dietrichs, junger Atomphysiker in einer aufstrebenden Wissenschaft – und Reninas erster Mann. „Er war niemandem von uns bekannt, er war totgeschwiegen worden. Und dann hat mir meine Mutter knapp, aber präzise diese Geschichte erzählt, mich dabei immer wieder von der Seite angesehen, um sicherzugehen, dass ich auch ertragen kann, was sie da berichtet.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.