Morgenglosse

Sebastian Kurz steht vor Gericht, warum nicht auch im TV?

Der Prozess gegen Sebastian Kurz und seinen früheren Kabinettschef Bernhard Bonelli (l.) wird am Freitag fortgesetzt.
Der Prozess gegen Sebastian Kurz und seinen früheren Kabinettschef Bernhard Bonelli (l.) wird am Freitag fortgesetzt.Reuters/Leonhard Foeger
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Die Gründe, die früher gegen Live-Übertragungen wichtiger Prozesse sprachen, sind heute weitgehend weggefallen.

In den vergangenen Monaten sind gleich vier Filme über Sebastian Kurz erschienen. Auch vor Gericht spielt der Ex-Kanzler gerade die Hauptrolle. In dem Prozess wegen falscher Beweisaussage sitzt der frühere ÖVP-Chef am heutigen Freitag wieder auf der Anklagebank.

Das Interesse daran ist groß. Medien hätten gern deutlich mehr Journalisten akkreditiert, als sie durften. Und für interessierte Bürger war es erst recht schwer, einen Platz im Gerichtssaal zu bekommen. Warum also ist es nach wie vor verboten, für die Öffentlichkeit derart interessante Prozesse im TV zu senden?

Tatsächlich gibt es gute Gründe, Gerichtsprozesse nicht live zu übertragen. Zeugen könnten etwaige Lügen besser aufeinander abstimmen, wenn sie wissen, wie die bisherigen Vernehmungen abliefen. Und es bestünde gerade bei Prozessen gegen Politiker die Gefahr, dass Show-Elemente für die TV-Zuseher die juristische Aufarbeitung überlagern.

Aber inzwischen wird über wichtige Verfahren ausgiebig berichtet, ja, sogar live getickert. Wenn ein Zeuge wissen will, was die vor ihm vernommene Person gesagt hat, muss er im Warteraum nur noch auf sein Handy schauen. Und Kurz’ Anwalt brauchte auch keine TV-Übertragung, um im Prozess öffentlichkeitswirksam den Richter wegen einer behaupteten Nähe zu Peter Pilz abzulehnen. Und bereits im Vorfeld des Verfahrens wusste Kurz schon die Medien ausgiebig über seine Sicht der Dinge zu informieren, was ja sein gutes Recht ist.

Es würde der juristischen Bildung auch gar nicht schaden, wenn Prozesse in besonders öffentlichkeitswirksamen Fällen live im TV gezeigt werden. Und es wäre dann Aufgabe der Richter, darauf zu achten, dass der Prozess sachlich bleibt und nicht zur medialen Showbühne wird. Richter haben aber ihre Möglichkeiten dazu, und das Urteil würden auch immer noch sie fällen.

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