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1,5-Grad-Ziel in weiter Ferne - Wendepunkt nötig

„Der Bericht zeigt, dass die Regierungen zusammengenommen Babyschritte gehen, um die Klimakrise abzuwenden“, so UNO-Klima-Chef Simon Stiell.
„Der Bericht zeigt, dass die Regierungen zusammengenommen Babyschritte gehen, um die Klimakrise abzuwenden“, so UNO-Klima-Chef Simon Stiell.Reuters / Mohamed Abd El Ghany
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Die aktuellen Klimapläne führen zu einem Emissionsrückgang um zwei statt den laut Weltklimarat nötigen 43 Prozent bis 2030. „Wir sind ernsthaft ab vom Pfad“ warnt UNO-Klima-Chef Simon Stiell. Die Klimakonferenz COP28 in Dubai müsse Änderungen bringen.

Mit den aktuell von Staaten vorgelegten Klimaschutzplänen ist die Welt einer Analyse der Vereinten Nationen zufolge weit davon entfernt, die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. „Der Bericht zeigt, dass die Regierungen zusammengenommen Babyschritte gehen, um die Klimakrise abzuwenden“, erklärte UNO-Klima-Chef Simon Stiell am Dienstag. Die anstehende Weltklimakonferenz COP28 in Dubai müsse ein „Wendepunkt“ sein.

Die Welt schafft es nicht, die Klimakrise in den Griff zu bekommen“, kritisierte auch UN-Generalsekretär António Guterres. „Im vergangenen Jahr stagnierte das globale Engagement, und die nationalen Klimapläne stehen in eklatantem Missverhältnis zur Wissenschaft“, fügte er hinzu.

„Die Regierungen müssen sich nicht nur auf stärkere Klimaschutzmaßnahmen einigen, sondern auch genau zeigen, wie sie diese umsetzen wollen“, ergänzte Stiell. Die internationale Staatengemeinschaft hat das 1,5-Grad-Ziel vereinbart, um die Überschreitung gefährlicher Kipppunkte mit unumkehrbaren Konsequenzen zu vermeiden und die katastrophalsten Folgen des Klimawandels abzuwenden.

Rückgang um zwei statt 43 Prozent

Um darzulegen, wie weit die Welt vom Pfad zu diesem Ziel entfernt ist, hat das Klimasekretariat der Vereinten Nationen alle Klimaziele ausgewertet, die bis zum 25. September dieses Jahres vorgelegt wurden, und kommt zu folgenden Schlüssen:

Selbst wenn alle diese Ziele umgesetzt würden, lägen die im Jahr 2030 noch ausgestoßenen weltweiten Emissionen nur zwei Prozent unter dem Niveau von 2019. Dies bedeutet zwar, dass der Höchstwert der weltweiten Emissionen noch in diesem Jahrzehnt gemessen würde - allerdings für die in Paris beschlossenen Klimaziele viel zu spät. Um die Erderwärmung wie angestrebt bei 1,5 Grad zu stoppen, müssten die Emissionen dem Weltklimarat zufolge im Jahr 2030 bereits 43 Prozent niedriger sein als 2019.

Verglichen mit dem Jahr 2010 lägen die klimaschädlichen Emissionen im Jahr 2030 der Berechnung zufolge sogar immer noch 8,8 Prozent höher. Diese Prognose hat sich seit dem Stand im vorigen Jahr auch nur geringfügig verbessert.

Und die einzelnen Staaten?

Dass Staaten oft ihre eigenen Klimaziele praktisch gar nicht wie angestrebt umsetzen, ist in dieser Analyse noch gar nicht berücksichtigt.

„Jedes Zehntelgrad zählt, aber wir sind ernsthaft ab vom Pfad. Die COP28 ist die Zeit, das zu ändern“, sagte Stiell. Der UNO-Klimagipfel COP28 mit Vertretern von rund 200 Staaten findet ab dem 30. November in Dubai statt. „Es ist an der Zeit, die enormen Vorteile eines entschlosseneren Vorgehens gegen den Klimawandel aufzuzeigen: mehr Arbeitsplätze, höhere Löhne, Wirtschaftswachstum, Chancen und Stabilität, weniger Umweltverschmutzung und bessere Gesundheit.“

Bei der COP26 in Glasgow hatten sich die Unterzeichner des Paris-Abkommens darauf geeinigt, die nationalen Klimaschutzziele, die sogenannten NDC, jährlich anstatt nur alle fünf Jahre zu überprüfen. Bisher hat aber nur eine Minderheit die Vertragsstaaten ihre NDC mit ehrgeizigeren Klimazielen überarbeitet.

Die Internationale Energieagentur (IEA) hatte sich kürzlich hingegen zuversichtlich gezeigt, dass das 2015 beschlossene 1,5-Grad-Ziel noch erreichbar sei. Dafür müssten alle Länder ihre Bemühungen, Netto-Null bei den Treibhausgas-Emissionen zu erreichen, erheblich beschleunigen, erklärte die IEA. (APA/dpa)

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