Sklaven bauten die Pyramiden, früher hatten fast alle schlechte Zähne, und Carl Benz erfand das Auto: Vieles, was wir gelernt haben, beruht auf Irrtümern. Die Historikerin Jo Hedwig Teeuwisse deckt sie im Buch „Fake History“ auf.
Ja, es stimmt, dass Karl Nehammer armen Kindern als „billigste warme Mahlzeit“ einen McDonald’s-Burger empfohlen hat. Als sein Bonmot durch ein Video publik wurde, war die Empörung groß, und Kommentatoren sprachen vom „Marie-Antoinette-Moment“ des Kanzlers. Dass aber diese französische Königin dem hungernden Volk einst anriet, es solle Kuchen statt Brot essen, stimmt nicht. Vermutlich kam das Gerücht in die Welt, weil Rousseau in seinen „Bekenntnissen“ von einem ähnlichen Ausspruch einer „großen Prinzessin“ fabulierte – aber da war die Tochter Maria Theresias erst elf Jahre alt und weilte noch in Wien. In Umlauf kam die vermeintliche Sottise erst im 19. Jahrhundert, also konnte sie auch nicht die Französische Revolution mit auslösen.
Dafür sorgten eher die Aufklärungsphilosophen, allen voran Voltaire. Ja, der mit dem schönen, oft zitierten Grundsatz der Toleranz: „Ich mag anderer Meinung sein als Sie, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass Sie Ihre Meinung äußern dürfen.“ Leider hat er das nie gesagt. Aber egal, dann kam ja Napoleon, der Europa mit Krieg überzog, um seine Kleinwüchsigkeit mit Größenwahn zu kompensieren, eine Marotte, die man seitdem den „Napoleonkomplex“ nennt. Aber Fakt ist: Er war 1,67 Meter groß – zu seiner Zeit dem Durchschnitt entsprechend.
Traut euren Augen nicht! Diese Bilder zeigen nicht, was die meisten glauben
Kein Daumen nach unten
Solche populären Irrtümer über unsere Geschichte entlarvt Jo Hedwig Teeuwisse in ihrem soeben auf Deutsch erschienenen Buch „Fake History“. Die holländische Historikerin hat sich darauf spezialisiert: Seit Jahrzehnten berät sie Museen und Filmemacher, auf dass diese nicht in Klischeefallen tappen.