Pizzicato

Wolfgang S., Spät-Hippie a. D.

Palästinensertuch, Nato-Jacke, Latzhose und Langhaar: Das war der Look der Friedensbewegung der 1980er-Jahre - und mancher Späthippies unter den Lehrern wie Wolfgang Sobotka. Er hat eine Metamorphose durchgemacht.

Das Palästinensertuch, die Kuffiya – oder Keffiya –, ist zurück im Straßenbild Europas, als wäre Jassir Arafat aus seinem Mausoleum in Ramallah wiederauferstanden. Zumindest Greta und die Letzte Generation haben ihr Faible für den Polit-Look der 1980er-Jahre wiederentdeckt, und die Kuffiya dient ihnen in grauen Frühwintertagen jedenfalls nicht als Schutz gegen Sonne und Wüstensand wie einst Lawrence von Arabien auf seinem Kamel.

In gewagter Kombination mit der olivgrünen Nato-Jacke, die an eine Straßenguerilla-Uniform gemahnte, war die Kuffiya in den 1980ern das Symbol der Friedensbewegung und omnipräsent auf Demos gegen Wackersdorf und Nato-Nachrüstung, als André Heller und Wolfgang Ambros kurzzeitig eine Symbiose eingingen wie in den 1960er-Jahren Bob Dylan und Joan Baez: Forever Young.

Manche Lehrer marschierten mit und gerierten sich als Spät-Hippies, wie Wolfgang S. in Waidhofen an der Ybbs, mit Latzhose und Langhaar, per Du mit den Schülern, der zuweilen seine Klampfe herausholte. Er hat eine Metamorphose durchgemacht. Inzwischen trägt Wolfgang Sobotka Erwin-Pröll-Tonsur, die bunte Lesebrille auf der Stirnglatze und ist auf der Flucht vor den Geistern der jüngsten Vergangenheit. Einen Trip nach Äthiopien hat der Parlamentspräsident aber in quasi letzter Minute abgesagt. In politisch unkorrekteren Zeiten hätte man gewitzelt: in ein Land, das noch „schwärzer“ ist als Niederösterreich.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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