Bildung

Neue Pisa-Ergebnisse: „Schülerleistungen gehen in die falsche Richtung“

Die wohl bekannteste Studie zur Beurteilung der Kompetenzen von Schülern im internationalen Vergleich ist zurück. Und bringt international gesehen schlechte Nachrichten. In österreich lagen Schüler mit hohem Sozialstatus signifikant über dem Schnitt, jene mit niedrigem Sozialstatus darunter.

Ganze 690.000 Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 16 Jahren aus 80 Ländern haben im Frühjahr 2022 an der bekannten Pisa-Studie teilgenommen. Dabei werden ihre Kompetenzen bewertet und verglichen sowie Hintergrundinformationen über die Jugendlichen erhoben. Die Ergebnisse der Studie werden traditionell mit Spannung erwartet, weil ihnen teils große Aussagekraft über das Funktionieren der Bildungssysteme der teilnehmenden Ländern zugeschrieben wird. Gleichzeitig gibt es aber auch Kritik an der Aussagekraft der Studienergebnisse. In Österreich wurde diesmal eine Stichprobe von etwa 9500 Schülerinnen und Schülern an 350 Schulen getestet.

Bei der letzten Pisa-Studie im Jahr 2018 lagen die österreichischen Jugendlichen im Lesen (dem damaligen Haupttestgebiet) und den Naturwissenschaften in etwa im OECD-Schnitt, in der Mathematik etwas darüber. Die Spitzenländer waren durchgehend in Asien zu finden, Europa-Champion war Estland. Diesmal war die Studie coronabedingt um ein Jahr verschoben worden. Die nun vorliegenden Ergebnisse sind also die ersten nach der Pandemie.

Und die dürfte merkbar ihre Spuren hinterlassen haben – denn die Ergebnisse haben sich insgesamt merklich verschlechtert. Die Autoren der Studie halten fest: „Die durchschnittlichen Schülerleistungen in diesen Fächern (Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften) gehen in die falsche Richtung.“

Österreichische Ergebnisse im internationalen Vergleich

In Mathematik ist der OECD-Schnitt um 15 Punkte gesunken. Auch die österreichischen Ergebnisse lagen zwölf Punkte unter dem Wert von 2018. Damit ist Österreich eines von 29 OECD-/EU-Ländern, bei denen es in Mathematik einen Rückgang der Kompetenzen gibt. In zwölf weiteren OECD-/EU-Ländern blieben die Ergebnisse etwa gleich. Kein einziges der OECD-/EU-Länder hat sich verbessert. Österreich liegt allerdings weiterhin über dem OECD-Schnitt. Merklich verbessert haben sich vor allem Länder, die von einem relativ niedrigem Niveau aus gestartet sind. Darunter befinden sich etwa Saudi-Arabien, Brunei, Chinesisch-Taipeh, Kambodscha, Guatemala, Paraguay und die Dominikanische Republik.

Beim Lesen sind die Ergebnisse in Österreich – wie in etwa der Hälfte der OECD-/EU-Länder – etwa gleich geblieben. In der anderen Hälfte sind sie gesunken. Statistisch signifikant verbessert hat sich im Bereich Lesen übrigens insgesamt nur ein einziges Land, nämlich Japan.

Leicht verbessert haben sich Österreichs Schüler bei den Naturwissenschaften – auch hier liegen die Schüler über OECD-Schnitt. Beim Lesen waren in Österreich die Mädchen deutlich besser als die Burschen, in den anderen beiden Bereichen ist es umgekehrt.

Auf Basis der Ergebnisse schätzen die Studienautoren, dass ein Viertel der Schüler in den OECD-Ländern in den drei getesteten Bereichen unzureichend abschneidet. Auch in Österreich zählt etwa ein Viertel der Schüler zur „leistungsschwachen Gruppe“, acht bis zehn Prozent hingegen zur „leistungsstarken“. Noch schlechter ist es außerhalb der OECD: In 18 Ländern seien mehr als 60 Prozent der Schüler „Low Performers“ in allen drei Fächergruppen.

Ausreißer Singapur

Ausreißer nach oben ist hingegen Singapur. Das Land ist Spitzenreiter in Mathematik, im Lesen und in den Naturwissenschaften. Die Ergebnisse beim Lesen liegen diesmal allerdings auch dort hinter jenen aus dem Jahr 2018. In den anderen beiden Bereichen gibt es aber sogar Verbesserungen.

Obwohl die Studien-Autoren davon sprechen, dass die Corona-Pandemie eine große Rolle bei der Verschlechterung der Ergebnisse gespielt haben dürfte, sei das nicht die einzige Erklärung, halten sie fest.

Soziale Herkunft entscheidend

Etwa in Österreich fallen Kompetenzunterschiede je nach sozialer Herkunft – absolut, aber auch im Vergleich zu den anderen OECD-Staaten – hoch aus. Österreichische Schüler mit hohem Sozialstatus lagen signifikant über dem OECD-Schnitt, jene mit niedrigem Sozialstatus entweder im Schnitt oder darunter. Obwohl diese Kluft international relativ stabil blieb, ist sie in acht Ländern gewachsen – sieben davon sind EU-Mitgliedsstaaten.

Erhebliche Unterschiede gibt es weiterhin auch je nachdem, ob die Jugendlichen Migrationshintergrund haben. In Österreich war der Unterschied im Bereich Naturwissenschaft am größten, gefolgt vom Lesen und am geringsten in Mathematik. Österreich zählt auch zu jenen Ländern, in denen ein besonders großer Anteil – nämlich etwa die Hälfte – der Schüler mit Migrationshintergrund sozioökonomisch benachteiligt ist.

Im Durchschnitt aller OECD-Länder gaben 45 Prozent der Schüler an, sich nervös zu fühlen oder Angst zu haben, wenn ihre Telefone nicht in der Nähe wären. Gleichzeitig meinten 65 Prozent, zumindest in einigen Mathematik-Stunden von ihrem Gerät abgelentk gewesen zu sein. In Japan und Korea war der Wert auffallend geringer. Auch Österreich liegt hier unter dem OECD-Schnitt.

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