Interview

„Es ist surreal“: Als die BBC Karin Kneissl traf

Die ehemalige Außenministerin Karin Kneissl lebt mittlerweile in St. Petersburg.
Die ehemalige Außenministerin Karin Kneissl lebt mittlerweile in St. Petersburg. Imago / Maxim Grigoryev
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In einem Gespräch mit der BBC bezeichnet die ehemalige Außenministerin Wladimir Putin als einen intelligenten Gentleman. Von Repression bekomme sie in St. Petersburg, ihrem neuen Wohnort, nichts mit.

Seit September wohnt und arbeitet die ehemalige Außenministerin Karin Kneissl in St. Petersburg. Dort leitet sie ein neu gegründetes Thinktank namens Gorki - ein Akronym für „Geo-Political Observatory for Russia‘s Key Issues“. Sie selbst habe den Namen festgelegt, sagte Kneissl jüngst dem BBC-Journalisten Steve Rosenberg, der sie für ein Interview in St. Petersburg besuchte. Und sie beklagte erneut, dass eine „Hexenjagd“ gegen sie veranstaltet werde und dass sie in Europa keine Beschäftigung mehr finde.

Der Journalist konfrontierte Kneissl mit der Frage, ob ihr Umzug nach Russland nicht höchst kontrovers sei, zumal das Land die Ukraine überfallen habe: „Besteht nicht die Gefahr, dass Sie die Invasion und die innerrussische Repression legitimieren, indem sie hier leben?“ Sie habe keine Repression gesehen oder wahrgenommen, antwortete Kneissl. Und: „Ich kann hier im akademischen Umfeld frei arbeiten, diese Freiheit habe ich an den Universitäten der Europäischen Union vermisst.“ Ferner bezeichnete sie Putin als „den intelligentesten Gentleman“, eine Art Mann, den Jane Austen in „Stolz und Vorurteil“ beschrieben habe.

Nach Österreich wolle sie nicht mehr zurückkehren, so Kneissl, es sei denn, ihre Reputation werde wiederhergestellt. „Mir werden Korruption, Hochverrat und dreißig Jahre KGB-Spionage vorgeworfen. All diese schmutzigen Verleumdungen zerstören ein Leben.“ Der Vorwurf, sie spioniere für die Russen, sei „schmutzige Fantasie“.

Der schnarchende Hund und der Tanz

Seinen Artikel über das Interview beginnt der Journalist Rosenberg mit dem Satz: „Es ist alles sehr surreal.“ Denn während des Gesprächs ist auch Kneissls Hund namens Winston Churchill im Raum, der schläft und schnarcht. Just wegen dieser Schnarcherei sei es einst zu einem unangenehmen Vorfall gekommen, erzählt Kneissl. „Ich hatte ein telefonisches Gespräch mit meinem deutschen Kollegen (Heiko, Anm.) Maas, der Lautsprecher war an und Winston Churchill hat geschnarcht. Wir mussten ihn aufwecken, um Berlin nicht zu irritieren. Sonst hätten sie geglaubt, Wien schläft ein, wenn Berlin anruft.“

Churchill schlafe auch deswegen ein, weil ihre Gesprächspartner permanent das Thema Hochzeit aufbringen würden: Bekanntlich ging die Verbeugung Kneissls nach einem Tanz mit Putin um die Welt. Das Thema sei „langweilig“, so Kneissl mehrmals. „Ich finde es langweilig. Und der Hund schläft auch deswegen ein, weil er das Thema kennt.“ Es gebe viel mehr interessante Themen zu besprechen. (red.)

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