Bildbände

Bunte Bücher für kalte Tage

Zum Schmökern, Blättern, Staunen: Einige der schönsten Bildbände für die Wintermonate.

Formvollendung. Auf die vergangenen zwanzig Jahre blickt der Schweizer Fotograf Walter Pfeiffer in „Chez Walti 2000–2022“ (Edition Patrick Frey) zurück – und damit auch auf jene Periode, in der er von einem völlig freien künstlerischen Schaffen zu Auftragsarbeiten wie Modestrecken und Magazinfotos überging. Für die kurz existierende deutsche Ausgabe von „Vanity Fair“ sollte Pfeiffer etwa den Stardesigner Tom Ford ablichten und weigerte sich hartnäckig, bis die Redaktion ihn erweichen konnte. Seine Studierenden an der Kunstuni ließ er Mode für ein Editorial in „i-D“ anziehen – wie er seit den 1970er-Jahren gern mit selbst gecasteten Models arbeitet. Und dennoch habe er eines immer gewusst: „Die Mode wird für mich etwas Vorübergehendes sein.“ (dk)

 Walter Pfeiffer

Stilvorlage

Das zu seinem Gesamtauftritt passende Motto hat Magnus Carlsson seinem Instagram-Account vorangestellt: „Be yourself, be unique, do what you do best.“ Seit den 1990er-Jahren ist er mit dem Kreativdirektor von Acne Studios, Jonny Johansson, befreundet. Mit seinen mutigen, eklektischen Looks habe Carlsson ihn maßgeblich beeinflusst, lässt Jonny Johansson wissen, außerdem verpflichtete er ihn für die Gestaltung der Acne-Showrooms und auch des Buchgeschäfts in der Firmenzentrale in Stockholm. 200 der kühnen Looks von Carlsson versammelt nun der Bildband „My Friend Carlsson“, der mit einem Vorwort von Modeschreiber Angelo Flaccavento soeben erschienen ist, via acnestudios.com (dk)

Court. of Acne Studios

Meilenstein

Warum er ein Buch über seine Arbeit als Modedesigner machen wollte, wird der Schweizer Julian Zigerli in der Einleitung zu „Doing It All Wrong Since 2011“ (Distanz Verlag) gefragt. „Jemand musste es tun“, lautet seine knappe Antwort, die bezeichnend für die Selbstverständlichkeit ist, mit der er seiner Arbeit nachgeht. So knapp klingt das aber sehr viel nüchterner, als Zigerli, der übrigens an der Universität der Künste in Berlin auch die Modeklasse künstlerisch leitet, als Designer agiert. Mit der Festschrift zu eigenen Ehren gibt Zigerli nun für Fans und Freunde Einblick in seinen Kosmos, wo Kantonsflaggen, Emmentalerlöcher, queere Küsse und viel nackte Haut ganz selbstverständlich koexistieren. Zum Modeln wurde unter anderem der gesamte Zigerli-Clan geladen. (dk)

Anne Morgenstern, Distanz Verlag

Blitzlichter

Gemeinsam mit Erik Mosel gründete Lothar Schirmer 1974 den Schirmer/Mosel-Verlag, in dem er vor Kurzem seine „Glamour Collection“ herausbrachte. Hier versammelt der Verleger ausgesuchte Fotografien, die er dem aufwendigen Genre der „Glamour-Fotografie“ zuordnet, für seine persönliche Sammlung ankaufte bzw. sich die Nutzungsrechte für die Gestaltung der Titelseiten von Büchern widmete. Ergänzt werden die Bilder von zahlreichen Textminiaturen, Isabella Rossellini hat eine launige Einleitung verfasst. Und was unter „Glamour“ zu verstehen ist bzw. wo die Referenzen liegen, zeigen wohl diese zwei Bilder ganz gut: einmal Madonna, einmal Cindy Sherman, zweimal im Marilyn-Monroe-Look, und beide Male als kunstfertige Inszenierung. (dk)

F.A.Z. Foto/Mirko Krizanovic.© 2023 Cindy Sherman, Schirmer/Mosel

Verstörend

Lars Eidingers Fotografien ähneln nur oberflächlich harmlosen Momentaufnahmen: In einer Gesellschaft der Singularitäten und der verschwindenden Grenzen zwischen Mensch und Maschine erscheint die absurde Realität des Alltags wie eine kolossale Fotomontage. In seinen Bildern versucht der Schauspieler, der u. a den „Jedermann“ in Salzburg gespielt hat, der Trostlosigkeit Schönheit oder zumindest Humor abzuringen. Zu einzelnen Werken hat die japanische, in Berlin ansässige Dichterin Yoko Tawada Kurzgedichte in Form von Haikus geschrieben. Der Interpretationsraum wird dadurch noch um eine poetische Ebene erweitert. Nach „Autistic Disco“ ist „O Mensch“ (Hatje Cantz) der neue Bildband des Schauspielers. (tom)

Lars Eidinger

Beispielhaft

Lina Bo Bardi, Oscar Niemeyer, Charles und Ray Eames, Mies van der Rohe. Schon die Namen stehen wie Ikonen unverrückbar in der Design- und Architekturgeschichte. Besonders um die Mitte des 20. Jahrhunderts wird es auf dem Zeitstrahl Richtung Gegenwart besonders dicht: eine kreative Explosion, die vor allem eine Vorstellung neu erfand – jene davon, wie Menschen wohnen sollen. Und wie sie wohnen wollen. Aber auch davon, was gebaute Umwelt leisten kann. Da entstanden Entwürfe, in der Architektur und im Interieurdesign, die vor allem eines geschafft haben: sich der Zeit, der klassischen Moderne, in der sie entstanden, vollkommen zu entziehen. Der Bildband „Modernist Icons“ (Gestalten Verlag) erzählt davon. (phi)

Tom Ferguson, Modernist Icons, gestalten2023; Gestalten Verlag

Andächtig

Der US-amerikanische Fotograf Steve McCurry hat mit den zahlreichen Bildern, die er im Laufe seiner Jahrzehnte umspannenden Karriere schoss, auch immer versucht, Wahrheiten und identitätsstiftende Aspekte des Menschseins festzuhalten. Damit hat er es auch immer wieder geschafft, sein Publikum zu bewegen und für seine Arbeit zu begeistern. Sein jüngster Bildband widmet sich unter dem Titel „Hingabe“ (Prestel) der ­spirituellen Seite des Menschen, seinen religiösen Praktiken und seiner Suche nach Sinn. Es sind Szenen der Andacht, der Glaubensausübung, aber auch der Nächstenliebe, die er auf der ganzen Welt festgehalten hat und in diesem Buch versammelt. Begleitet werden die Bilder von stimmigen Texten des Autors Pico Iyer. (sir)

Steve McCurry/Prestel Verlag

In guter Gesellschaft

Mit ihrem Buchprojekt „Vegas and She“ (2015) ist Stefanie Moshammer bekannt geworden, hat sich seitdem international als Mode- und Reportagefotografin etabliert. Auch im „Schaufenster“ waren schon Modestrecken von ihr zu sehen. Nun hat ein prominenter Auftraggeber Moshammer eingeladen, ihren Blick auf Wien fotografisch zu übersetzen. Für eine Buchreihe von Louis Vuitton, die jeweils konkreten Orten gewidmet ist, gestaltete sie den Band „Vienna“. (dk)

Stefanie Moshammer, court. of Louis Vuitton Malletier

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