Konjunkturprognose

Österreichs Wirtschaft steht kurz vor dem Tiefpunkt

Für die heimische Bauwirtschaft wird auch 2024 noch ein schwieriges Jahr werden.
Für die heimische Bauwirtschaft wird auch 2024 noch ein schwieriges Jahr werden.Imago / Wolfgang Spitzbart
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Zu Jahresende soll der Tiefpunkt der aktuellen Rezession durchschritten sein, so die Winterprognose von Wifo und IHS. Im kommenden Jahr geht es wieder bergauf – allerdings langsamer als bisher erwartet.

Österreichs Wirtschaft kommt langsam aus dem Krankenhaus, muss das kommende Jahr allerdings weiter in der Reha-Klinik verbringen. Mit diesem Bild könnte man die Winterprognosen von Wifo und IHS zusammenfassen, die am Donnerstagvormittag präsentiert worden sind. Demnach wird die heimische Volkswirtschaft heuer um 0,8 (Wifo) respektive 0,7 (IHS) Prozent schrumpfen. Allerdings soll der Tiefpunkt der Rezession zum Jahresende 2023 liegen. Ab dann geht es wieder aufwärts, wenngleich auch schwächer als bisher erwartet wurde. Anstatt spürbar über ein Prozent, wie es die Ökonomen noch im Herbst prognostiziert hatten, soll die heimische Volkswirtschaft nun im Jahr 2024 nur mehr um 0,9 (Wifo) bzw. 0,8 (IHS) Prozent zulegen. „2023 endet so schwach, wie es begonnen hat. Der Tiefpunkt der Konjunktur dürfte aber jetzt im letzten Quartal überwunden sein“, sagt Wifo-Chef Gabriel Felbermayr bei der Präsentation der Zahlen.

Grund für die Schwäche der heimischen Wirtschaft ist weiterhin die globale Situation, in der die hohen Zinsen in Folge der Inflationswelle zu einer allgemeinen Dämpfung der Nachfrage geführt haben. Davon wird vor allem die heimische Industrie beeinträchtigt, die stark von Exportnachfrage abhängig ist. Und diese Situation bessert sich auch 2024 nur allmählich. So werde auch im kommenden Jahr die Wertschöpfung der Industrie insgesamt leicht schrumpfen, schreiben die Ökonomen des Wifo in ihrer Prognose. „Erst in der zweiten Jahreshälfte 2024 wird sie merklich an Schwung gewinnen, sodass für 2025 kräftige Zuwächse zu erwarten sind.“

Probleme bereitet der Industrie zudem die sinkende Wettbewerbsfähigkeit aufgrund hoher Energiepreise und stark steigender Löhne. „Die Wettbewerbsfähigkeit der Industrieunternehmen ist so schlecht, wie in den letzten 25 Jahren nicht mehr“, so Felbermayr. Denn die deutliche über dem Eurozonen-Schnitt liegende Inflation hat sich in den Lohnrunden der vergangenen Monaten stark ausgewirkt. Und dabei hätten sich meist die Arbeitnehmer durchgesetzt. Das sieht auch IHS-Chef Holger Bonin so. „Es gibt ein paar Dinge, die Anlass zur Sorge geben. Wir haben in Österreich eine hartnäckige Inflation. Diese wird immer mehr zu einem Standortnachteil. Da müssen wir was tun.“ Konkret schlägt Bonin beispielsweise eine Senkung der öffentlichen Ausgaben vor, die derzeit oft wie „Öl ins Feuer gießen“ seien und die Inflation weiter antreiben würden.

Bauwirtschaft stark unter Druck

Noch drastischer als in der Industrie ist die Situation in der Bauwirtschaft, die besonders stark von der Verteuerung der Finanzierungskosten betroffen ist. Bei ihr werde es auch 2024 erneut einen starken Rückgang geben. Besonders stark soll sich dieser im Wohnbau auswirken. Der Tiefpunkt wird sich in dieser Branche daher erst im Laufe des nächsten Jahres einstellen.

Getragen wird der verhaltene Aufschwung daher vor allem durch die Konsumnachfrage aus dem Inland. Und hier werden es vor allem die stark steigenden Reallöhne sein, die für einen positiven Impuls sorgen. Grund dafür ist, dass die Lohnerhöhungen der Inflation mit einer Verzögerung von bis zu einem Jahr nachlaufen. Das führt dazu, dass die Menschen in Österreich heuer noch Reallohneinbußen hinnehmen mussten. Konkret sanken die real verfügbaren Haushaltseinkommen (also inklusive Transferleistungen) um 0,2 Prozent.

Im kommenden Jahr treffen dann jedoch die hohen Lohnabschlüsse des heurigen Herbsts auf eine bereits deutlich gesunkene Inflation. Das bringt den heimischen Haushalten ein Plus bei den realen Haushaltseinkommen in Höhe von 2,6 Prozent. Die Nettolöhne pro Kopf sollen sogar um 4,2 Prozent zulegen. Und dieses Geld wird zwar zum Teil gespart (die Sparquote steigt auf 9,8 Prozent) aber stark auch ausgegeben. Nach einer Stagnation im Jahr 2023 soll der Privatkonsum 2024 um 1,6 Prozent wachsen.

Arbeitsmarkt bleibt stabil

Dabei hilft, dass die Rezession sich nur kaum am Arbeitsmarkt bemerkbar macht. Zwar soll sich der Beschäftigungszuwachs von 1,1 Prozent im heurigen Jahr 2024 halbieren. Die Arbeitslosenquote bleibt mit 6,4 Prozent laut Wifo aber konstant. Grund dafür sind einerseits demografische Effekte, wie die Pensionierungen der Baby-Boomer-Generation, sowie die Zurückhaltung der Unternehmen, Mitarbeiter zu kündigen, da sie Sorge haben, diese bei einem Aufschwung nicht wieder zu bekommen.

Und auch bei der Inflation gibt es grundlegend positive Nachrichten. Sie ist im kommenden Jahr weiter im Sinken begriffen. Wenngleich sich die Rückgänge hier verlangsamen, sodass sie auch im Gesamtjahr mit vier Prozent rund doppelt so hoch sein wird, wie es das Ziel der Europäischen Zentralbank eigentlich vorgibt. Österreich liegt damit auch weiterhin mehr als einen Prozentpunkt über dem Schnitt der Eurozone.

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