Morgenglosse

Mit Populismus wird sich China kaum beeindrucken lassen

Die Felge des chinesischen BYD-Modell Seal, fotografiert bei einer Autoshow im japanischen Tokyo.
Die Felge des chinesischen BYD-Modell Seal, fotografiert bei einer Autoshow im japanischen Tokyo. Reuters / Issei Kato
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Die Herausforderung der an­rollenden E-Autos aus China ist größer als ein paar Dienstwagen.

Der österreichische Staat kauft also chinesische E-Autos. Zumindest vielleicht. Und zwar nur, wenn sie auch jemand bestellt, wozu keine öffentliche Stelle gezwungen wird. Das nahm die FPÖ zum Anlass, um von einem „Arbeitsplätzevernichtungsprogramm“ zu sprechen. Die SPÖ sah die öffentliche Hand auf dem besten Weg, mit ein paar Dienstwagen den „österreichischen Automarkt zu zerstören“.

Aber haben sie nicht recht? Hängen nicht viele Jobs an der deutschen Autoindustrie? Bringen die Chinesen nicht jedes Jahr Milliarden Euro auf, um ihre E-Autos unfairerweise künstlich billiger zu machen?

Nun ja, die Sache ist komplizierter: Deutsche Autokonzerne haben längst riesige Werke in China. BMW lässt beispielsweise E-Autos dort produzieren und nach Europa liefern. Das Schicksal von Volkswagen ist eng mit dem chinesischen Markt verknüpft. Und warum sollen chinesische BYD-Modelle österreichische Arbeitsplätze vernichten, aber nicht Tesla (USA), Renault (Frankreich) oder Hyundai (Südkorea)? Von diesen Herstellern haben öffentliche Stellen in den vergangenen Jahren ebenfalls gekauft.

Klar, auf die europäische Autoindustrie kommt eine riesige Herausforderung aus China zu. Deswegen prüft die Europäische Kommission seit ein paar Monaten, ob sie ähnlich wie die US-Regierung einen höheren Zoll für Autos aus China erhebt. Der allein wird die deutsche Autoindustrie aber genauso wenig retten wie ein paar neue Dienstwagen in Österreich.

Die deutschen Autobauer und ihre österreichischen Zulieferer haben schwierige Jahre vor sich. Eine Kauft-nicht-von-China-Politik ist einfach und in manchen Kreisen vielleicht populär, wird aber kaum als langfristige Lösung taugen. So beherrscht China beispielsweise laut Schätzungen mehr als zwei Drittel des Marktes für E-Autobatterien – und die werden auch in europäischen Autos verbaut.

Deutsche Autobauer und ihre österreichischen Zulieferer wollen ihre Produkte außerdem weiter auf dem Milliardenmarkt China verkaufen, wo sie viele Jahre sehr gutes Geld verdient haben. Was sie brauchen sind weniger Bürokratie, gut durchdachte Steuermodelle und eine selbstbewusste Haltung der europäischen Politik, wie diese mit den staatlichen Verzerrungen des freien Wettbewerbs durch das chinesische Regime umgehen will. Dann überzeugen sie nicht nur die österreichischen Staatseinkäufer.

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