Analyse

Was machen eigentlich die Grünen so?

Grüne Spitzen: Leonore Gewessler, Alma Zadic, Sigrid Maurer, Johannes Rauch.
Grüne Spitzen: Leonore Gewessler, Alma Zadic, Sigrid Maurer, Johannes Rauch. APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Während auf Instagram der Vorwahlkampf mit Alma Zadic einsetzt, schafft Leonore Gewessler in ihrem Bereich personalpolitisch Fakten.

Nachdem sie auf Instagram zuvor schon die Jugendwörter des Jahres erklärt hatte, setzte sich Justizministerin Alma Zadic vor Weihnachten eine rote Mütze auf und befragte Vizekanzler Werner Kogler nach seinen Weihnachtserlebnissen. Der Grünen-Chef, unablässig mit einer Christbaumkugel spielend, erzählte dabei etwa von der elektrischen Eisenbahn, der er bekommen habe, als er in die erste Klasse Volksschule ging. Weswegen er heute vermutlich so gerne Zug fährt.

Durchaus sympathisch gemacht, das alles. Und natürlich haben Minister auch noch anderes zu tun – und tun es auch. Aber man stelle sich einmal vor: Karoline Edtstadler setzt sich eine rote Weihnachtszipfelmütze auf und interviewt Karl Nehammer zum Thema Weihnachten. (In einem späteren Video haben grüne Spitzenpolitiker auch noch Geschenke verpackt). Spott und Häme in den Sozialen Medien wären der ÖVP sicher.

Derweil schafft die grüne Infrastrukturministerin Leonore Gewessler Fakten. Ihr Generalsekretär Herbert Kasser wurde neuer Finanzvorstand der Asfinag. Kasser ist unbestritten fachlich geeignet, er war schon unter Werner Faymann Generalsekretär im Verkehrsministerium und ist seither ein versierter Spitzenbeamter dort. Er saß bisher schon im Aufsichtsrat der Asfinag und kennt sich aus wie kaum ein Zweiter. Man kann das freilich auch anders sehen: Die Zeit der grünen Regierungsbeteiligung neigt sich dem Ende zu. Und damit auch jene des Generalsekretärs Kasser. Er verlor den Posten schon einmal bei einer freiheitlichen Regierungsbeteiligung. So gesehen ist das nun ein eleganter und lukrativer Absprung.

An der Spitze der Austro-Control wiederum wird Valerie Hackl ohne wirklich ersichtlichen Grund von Elisabeth Landrichter ersetzt. Diese ist derzeit noch stellvertretende Leiterin der Verkehrssektion und Leiterin der Gruppe Luftfahrt im Infrastrukturministerium. Dem Vernehmen nach wird Landrichters Stelle dort für eine andere Vertrauensperson Gewesslers gebraucht.

Ein Kollege meinte unlängst: „In Sachen Macht- und Personalpolitik kann die ÖVP von Gewessler noch was lernen.“ Das ist dann vielleicht doch ein wenig übertrieben. Aber Gewessler bemüht sich. Im Aufsichtsrat der Austro-Control sitzt mit Karin Tausz bereits eine frühere grüne Bezirksrätin. Und die ehemalige Büroleiterin der Kurzzeit-Grünen-Chefin Ingrid Felipe, Alexandra Medwedeff, wurde in den Aufsichtsrat des Brenner-Basistunnels gesetzt. Wenn man so will, könnte man auch noch den hoffnungsvollen früheren grünen Jungpolitiker Julian Schmid dazu zählen: Er ist nun in der Österreichischen Energieagentur tätig, an der das Klimaschutzministerium beteiligt ist.

Erstaunlich ist jedenfalls: In den Umfragen liegen die Grünen zum Teil hinter den Neos. Und es gibt kein Rumoren. Das ist dann schon auch auf die Führungsstärke des Christbaumkugel-Jongleurs Werner Kogler zurückzuführen. Man vertraut ihm offenbar, die Sache doch noch zu einem guten Ende zu bringen. Es wäre ja nicht das erste Mal. Und es ist auch immer eine Frage der Alternative: Wäre Leonore Gewessler eine? Man weiß es nicht.

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