Philharmonikerball

Ein Kanzler für alle Bälle

Ball der Wiener Philharmoniker 2024: Bundeskanzler Karl Nehammer mit Ehefrau Katharina
Ball der Wiener Philharmoniker 2024: Bundeskanzler Karl Nehammer mit Ehefrau KatharinaVienna Press / Andreas Tischler
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Vor 100 Jahren fand der erste statt. Am Donnerstag feierte Wiens Bürgertum sich selbst. Karl Nehammer machte Ball-Hopping.

Paul Halwax, Wiener Philharmoniker und Ballorganisator, erwähnte es en passant, als er vor dem Brahms-Saal im Musikverein die Ehrengäste begrüßte: Vor 100 Jahren, am 2. März 1924, hat der erste Ball der Wiener Philharmoniker stattgefunden.

Der Erste Weltkrieg war erst ein paar Jahre her, Armut und Inflation lagen über der Ersten Republik. Die Philharmoniker fuhren auf Tournee nach Argentinien. Mit Richard Strauss, dem Komponisten. Auf der Schiffsfahrt entstand die Idee, einen Ball zu veranstalten, um mit dem Erlös die Witwen und Waisen der Wiener Philharmoniker zu unterstützen. So ist es bis heute geblieben. Das gilt auch für die Eröffnungsfanfare. Richard Strauss hat sie 1924 für die Ballpremiere komponiert. Dirigiert wurde die „Wiener Philharmoniker-Fanfare“ heuer von Philippe Jordan.

Es ist der Ball des Wiener Bürgertums in seiner traditionellen Ausprägung. Aber eben auch mit modernen Tönen. Im Markart-Saal spielten Opus mit den Schick Sisters „Live Is Life“ (und anderes). Auch Bundeskanzler Karl ­Nehammer war am Donnerstagabend im Musikverein. Den Eröffnungswalzer ließ er aus. Seine Frau, Katharina, tanzte mit Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer.

Serbenball in der Hofburg

Und es war nicht der einzige Ball der Nehammers an diesem Abend. Später zogen sie weiter in die Hofburg: zum Ball der serbischen Community in Wien, dem Sava-Ball. Als Geste gegenüber der großen Bevölkerungsgruppe der Serben in Österreich, auch aufgrund der historischen Verbundenheit, erzählte Karl Nehammer. Vielleicht sein letzter Philharmonikerball als Kanzler. Vielleicht auch nicht.

Auch eine zweite Parteichefin war da, Beate Meinl-Reisinger von den ­Neos. Sie war mit ihrem Mann, Paul, gekommen und hatte einen Gast mit: die iranische Kanutin Saman Soltani, die vor dem Regime in Teheran nach Österreich geflüchtet war. Sie könnte bei den Olympischen Spielen in diesem Jahr in Paris für das „Refugee-Team“ des Internationalen Olympischen Comitees (IOC) antreten.

Und eventuell war sogar noch ein dritter Parteichef auf dem Ball: Othmar Karas, der quasi schon ein Abonnement beim Philharmonikerball hat. „Hier habe ich wahrscheinlich eine klare Mehrheit“, meinte Karas schelmisch. Ob er wirklich eine neue Partei gründet und bei der Nationalratswahl antritt, ist noch offen. Ein später Wahltermin würde ihm jedenfalls entgegenkommen.

Sobotka und Schallenberg

ÖVP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka war ebenfalls – entspannt und bestens gelaunt – auf dem Philharmonikerball. Wie Außenminister Alexander Schallenberg (mit einer Schärpe des Fürstentums Liechtenstein). Sowie Frauen- und Medienministerin Susanne Raab. Und Salzburgs Landeshauptmann, Wilfried Haslauer. Wie auch sein Vorvorgänger, Franz Schausberger. Von den Sozialdemokraten war Ernst Woller, Präsident des Wiener Landtags, da.

Dazu viele Kulturmenschen und Wirtschaftstreibende: Andreas Treichl und seine Frau, Desirée Treichl-Stürgkh, Porr-Chef Karl-Heinz Strauss, Pianist Rudolf Buchbinder, Pianistin Donka Angatscheva, die Sängerinnen Ildikó Raimondi und Zoryana Kushpler, Tenor Andreas Schager, Geigerin Lidia Baich, Kulturmanager Alexander Pereira, Historiker Oliver Rathkolb, Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner, Bundestheater-Chef Christian Kircher, ORF-Moderatorin Nadja Bernhard und die Dichands.

Auf einen Blick

Der Ball der Wiener Philharmoniker fand zum ersten Mal am 2. März 1924 statt; Zweck war die Unterstützung von Witwen und Waisen. Diese Bestimmung ist bis heute erhalten geblieben. Wie auch die Eröffnungsfanfare, komponiert von Richard Strauss.


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