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Martin Sellner: Der radikale, „völkische“ Vordenker

Ein Demonstrant am Brandenburger Tor fühlt sich an die Zeit erinnert, als Deutschland in der NS-Diktatur versank.
Ein Demonstrant am Brandenburger Tor fühlt sich an die Zeit erinnert, als Deutschland in der NS-Diktatur versank. Reuters / Annegret Hilse
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Der österreichische Rechtsextreme Martin Sellner stellte nahe der Wannseekonferenz-Villa seine Pläne vor, Millionen von Menschen aus Deutschland zu verdrängen – darunter deutsche Staatsbürger. Er hält sich schon länger im Biotop der AfD auf.

Martin Sellner hat den Vortrag geprobt, sagt er. In seiner Wiener Wohnung einen Anzug angezogen, sei noch mal die Slides durchgegangen. Ein bisschen nervös sei er gewesen.

Das erzählt der 35-jährige Österreicher in einem Video, das er in den vergangenen Tagen online gestellt hat. Es handelt von den Dingen, die in einem noblen Landhaus am Ufer des Lehnitzsees in Potsdam passiert sind.

Bei einer Geheimkonferenz haben diese Extremisten darüber beraten, wie sie Millionen von Menschen aus unserem Land vertreiben können“, sagte der deutsche Kanzler, Olaf Scholz (SPD), am Freitag in seiner wöchentlichen Video-Ansprache mit ernster Stimme. Und: „Wenn etwas in Deutschland nie wieder Platz haben darf, dann ist es die völkische Rassenideologie der Nationalsozialisten. Nichts anderes kommt in den abstoßenden Umsiedlungsplänen der Extremisten zum Ausdruck.“

Geheimkonferenz. Völkische Rassenideologie. Umsiedlungspläne. Der Regierungschef des größten und mächtigsten Landes der Europäischen Union spricht über jenen Vortrag, den Martin Sellner vor zwei Monaten für vier AfD-Politiker, CDU-Mitglieder und deutsche Unternehmer in Potsdam hielt.

Seit bekannt wurde, was Sellner sagte, ist Deutschland in Aufruhr. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, der Vorfall sei nicht „geschichtsvergessen“, bei dem Treffen sei „bewusst NS-Ideologie“ verfolgt worden. Der Linken-Politiker Jan Korte nannte Sellner einen „Eichmann-Imitator“ – nach dem SS-Massenmörder Adolf Eichmann. Am Samstag gingen in mehreren deutschen Städten insgesamt mehr als Hunderttausend Menschen gegen rechts auf die Straße. In Hamburg musste zuvor eine Demo abgebrochen werden, weil die Menge mit rund 80.000 Menschen zu groß wurde.

Demonstration gegen Rechts in Hamburg.
Demonstration gegen Rechts in Hamburg.Reuters / Carmen Jaspersen

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