Gesundheit

Klinisch-psychologische Behandlung auf E-Card gefordert

Caio Kauffmann
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Trotz Kassenleistung seit 1. Jänner sei eine Behandlung nicht für alle Menschen leistbar, kritisierten Experten und forderten mehr Mittel für einen niederschwelligen, raschen und leistbaren Zugang zur psychischen Gesundheitsversorgung.

Wien. Lange Wartelisten, zu hohe Kosten, Personalmangel, bürokratischer Aufwand – nach wie sei die Versorgung der psychischen Gesundheit der Österreicher unzureichend, hieß es am Montag bei einer Pressekonferenz des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen (BÖP) gemeinsam mit der Caritas, Diakonie, dem Hilfswerk, der Krebshilfe, der Armutskonferenz und der Volkshilfe. Und das, obwohl eine klinisch-psychologische Behandlung seit 1. Jänner als Kassenleistung gilt.

Allerdings sind noch viele Fragen offen: So seien armutsbetroffene Menschen, die viel häufiger von psychischen Erkrankungen wie Depressionen betroffen seien, de facto von dem Angebot ausgeschlossen, weil sie keine finanziellen Vorleistungen erbringen können, kritisierte BÖP-Präsidentin Beate Wimmer-Puchinger. Derzeit kann für die Behandlung ein Kostenzuschuss ähnlich wie bei der Psychotherapie beantragt werden – theoretisch, denn praktisch fehlen dafür noch die Formulare. Auch gibt es, anders als bei der Psychotherapie, noch keine vollfinanzierten Behandlungsplätze. Derzeit wird noch mit den Krankenkassen verhandelt, wie das Gesetz umgesetzt wird. Dabei hakt es auch am Geld: Heuer sind 50 Millionen Euro für die klinisch-psychologische Behandlung vorgesehen, kommendes Jahr 25 Millionen Euro, eine langfristige Finanzierung ist noch offen.

An Behandlungen der psychischen Gesundheit auf E-Card führe kein Weg vorbei, lautete die Forderung bei der Pressekonferenz. Martin Schenk von der Armutskonferenz appellierte an den Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), mehr Mittel freizumachen.

Pandemie hat Bewusstsein geschaffen

Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe begrüßte aber auch das „offene Ohr“ des Gesundheitsministers Johannes Rauch (Grüne) für das Thema: Die Pandemie habe hier neues Bewusstsein geschaffen, meinte der Mediziner. Er berichtete aber auch, dass etwa die psychoonkologische Begleitung im ambulanten und niedergelassenen Bereich auf Spenden angewiesen sei. Wimmer-Puchinger beklagte, das zahlreiche Angebote, die während der Pandemie zur Verfügung gestellt worden seien, nicht langfristig gesichert seien und wieder auslaufen würden.

Es gehe aber auch um einen Schulterschluss mit anderen medizinischen Sparten und Einrichtungen: „Wir haben jetzt erkannt, dass jede Erkrankung auch mit einer vorübergehenden, massiven Destabilität der Psyche einhergeht“, sagte Wimmer-Puchinger. „Wir wollen hier auch ambulant tätig werden“, meinte sie. „Die klinischen Psychologinnen und Psychologen hätten die Expertise, die aber nicht vor der Krankenhausmauer aufhören soll.“ Deshalb äußerte Wimmer-Puchinger den Appell, „dass wir hier auch auf Krankenschein behandeln können, dürfen und wollen“.  

Wartelisten

Diakonie-Direktorin Katharina Moser beklagte, dass Familien mit geringerem Einkommen es unverhältnismäßig schwerer hätten, an Hilfe und Unterstützung zu kommen. „Die Wartelisten bei psychologischer Behandlung sind noch immer zu lange, die Kosten noch immer zu hoch“, kritisierte sie.  Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger hielt in einem schriftlichen Statement zum Pressegespräch fest, dass es immer noch eine Ungleichheit in der Bewertung gesundheitlicher Probleme in Österreich gebe. „Wie kann es sein, dass jedes gebrochene Bein in Österreich behandelt wird, aber bei der psychischen Gesundheit setzen wir den Rotstift an“, fragte Fenninger. Caritas-Generalsekretärin Anna Parr betonte die Wichtigkeit der Prävention. So dürfe man nicht erst hinsehen, wenn die psychische Belastung da ist.“ (twi/APA)

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