Leiterplatten

AT&S eröffnet erstes Werk in Malaysia

Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S hat einen Standort mehr.
Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S hat einen Standort mehr.APA / APA / Ingrid Kornberger
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Der Leiterplattenhersteller weitet seine IC-Substrat-Produktion aus. Der wichtigste Abnehmer wird der US-amerikanische Halbleiter-Hersteller AMD.

Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S hat einen Standort mehr. Am Mittwoch eröffnete das Technologieunternehmen sein erstes Werk in Malaysia. Rund 350 Kilometer nördlich von der Hauptstadt Kuala Lumpur ist die neue Niederlassung im Norden des Landes im Kulim Hi-Tech Park entstanden. Auf dem rund 22,5 Quadratkilometer großen Gelände sind Unternehmen aus der ganzen Welt angesiedelt – darunter auch Infineon, ams-Osram oder Intel.

Bisher investierte AT&S gut eine Milliarden Euro von geplanten 1,7 Milliarden Euro in Kulim und ist damit Österreichs größter Direktinvestor im Bereich Halbleiter in Malaysia. „AT&S und die OMV sind in punkto Investment in Malaysia die mit Abstand größten Player aus Österreich“, erzählt der österreichischen Wirtschaftsdelegierten in Malaysia, Reinhart Zimmermann.

Mit dem Geld wurde das eröffnete Werk I, das Bürogebäude und das Werk II gebaut, welches derzeit wind- und wasserdicht ist. Sobald sich das Marktumfeld verbessere, soll auch das eingerichtet und in Betrieb genommen werden. Welche Technologie die Firma dort produzieren möchte, sei noch offen.

Verbindung zwischen Leiterplatte und Chip

Auf 200.000 Quadratmetern bringt sich AT&S mit dem ersten Werk in Stellung: Bis Ende 2024 will die Firma sogenannte Integrated Circuit (IC)-Substrate produzieren. Hauptabnehmer wird der US-amerikanische Halbleiter-Hersteller AMD, der auch schon in der Vergangenheit Produkte von AT&S gekauft hat.

IC-Substrate werden verwendet, um hochmoderne Mikrochips mit den Leiterplatten zu verbinden, auf denen Speicher, Stromversorgung und andere wichtige Systemkomponenten montiert sind. Gebraucht werden sie in vielen modernen Geräten wie etwa Notebooks, aber auch für den Mobilfunk oder in Hochleistungsrechnern werden die Produkte verwendet. AMD wolle die Substrate etwa in ihre Prozessoren einbauen. Bis die Produktion voll anläuft, wird an Samples und an Feinabstimmungen im Herstellungsprozess gearbeitet.

KI soll Nachfrage wieder treiben

Erst vergangenen Freitag senkte AT&S seine Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr 2023/2024 (bis Ende März) von 1,7 bis 1,9 Milliarden auf 1,6 Milliarden Euro. Grund sei die geringe Nachfrage wegen hoher Lagerbestände, insbesondere bei Servern und ein unvorteilhafter Produktmix, der den Preisdruck erhöht, hieß es.

Dennoch zeigte sich AT&S-Chef Andreas Gerstenmayer zuversichtlich bei der Pressekonferenz im umliegenden Georgen Town am Vorabend der Eröffnung. „Die wichtigste Triebkraft für unsere Produkte ist Datenverarbeitung, die gerade durch verschiedenste KI-Anwendungen ein großes Thema sind und bleiben.“ Große Datenmengen müssen übertragen, gespeichert, analysiert oder anders gemanagt werden. Das brauche hohe Rechenleistung und „genau das unterstützen unsere Substrate und die Produkte, die unsere Kunden am Markt anbieten“, so Gerstenmayer. Er rechnet ab dem Halbjahr 2024 wieder mit Wachstum.

Führender Halbleiter-Standort

Der Bau wurde im November 2021 begonnen, die ersten Maschinen wurden bereits im Februar 2023 ins Werk eingebaut. Ende März 2024 sollen die Büros bezogen werden. Insgesamt seien derzeit etwa 1000 Menschen in Kulim beschäftigt, bis Ende des Jahres sollen es 2400 werden. Und dafür werde ordentlich geworben, vor allem auf Malaysias Universitäten, erzählt AT&S-Vorstandsmitglied Ingolf Schröder. Ab Oktober beginnt auch ein auf IC-Substrate fokussiertes Master-Studium an der Science University Malaysia, „wo unsere Experten Lehrveranstaltungen halten werde und wir dann auch Absolventen rekrutieren wollen.“

Malaysia ist der sechstgrößte Halbleiter-Exporteur der Welt, seine Elektro- und Elektronikindustrie (E&E) ist ein wichtiger Wirtschaftsmotor und machte 2022 sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Für den Wirtschaftsdelegierten Zimmermann gibt es in Malaysia mehrere Standortvorteile: „Günstige Energie, günstiges Personal und überhaupt ein günstiges Land.“ Außerdem biete Malaysia eine „ideales Ökosystem“, das seit den 1990er Jahren stark gefördert wird und es biete qualifizierte Arbeitskräfte. „Natürlich wären die Philippinen oder Indonesien noch günstiger gewesen, aber da fehlt dieses Ökosystem.“ Zudem locke Malaysia für hohe Investitionen, etwa mit Steuerbefreiungen. Mit der Malaysian Investment Development Authority (MIDA) biete der Staat sogar eine eigene Stelle, die sozusagen als One-Stop-Shop individuelle und umfangreiche Lösungen für ausländische Unternehmen findet.

Über AT&S

Das steirische Technologieunternehmen AT&S hat Standorte in Österreich, Indien, China, Südkorea und Malaysia und beschäftigt global etwa 14.000 Personen. Die Serienproduktion von IC-Substraten findet in Leoben (Steiermark), in Chongqing I und III (China) und bis Ende des Jahres in Kulim I (Malaysia) statt.

Hinweis: Die Autorin reiste auf Einladung von AT&S, das die Reisekosten übernahm, nach Malaysia.

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