Shoura Zehetner-Hashemi: „Ihr seid Teil dieser Gesellschaft“

Jana Madzigon
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Shoura Zehetner-Hashemi (41) ist Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich. Wurzeln: Iran.

Die Presse: Wie ist es Ihnen ergangen, als Sie von dem Treffen in Potsdam gehört haben?

Shoura Zehetner-Hashemi: Ich war erstaunt, wie konkret und fortgeschritten die Diskussionen über sogenannte Remigration in diesen Kreisen sind. Die Pläne, die dort diskutiert wurden, bedeuten nichts anderes als die zwangsweise Vertreibung von Menschen nach ethnischen, religiösen oder sogar sozialen Kriterien. Das ist menschenverachtend. Ich war mir nicht bewusst, wie weit diese Leute bereit sind zu gehen. Sie stellen die Grundpfeiler des Rechtsstaats und gesellschaftlichen Zusammenlebens infrage und bewegen sich – selbst als aktive Politikerinnen und Politiker – weit außerhalb der Verfassung.

Welche Reaktion erwarten Sie von Politik und Zivilgesellschaft?

Die deutsche Zivilgesellschaft hat eindrucksvoll mit Massendemonstrationen reagiert, bei denen es ihr gelungen ist, Hunderttausende Menschen in einem breiten Bündnis gegen Rassismus und menschenfeindliche Hetze zu mobilisieren. Ich wünsche mir aber auch, dass dieses Engagement weitergeht. Dass sich Bürgerinnen und Bürger weiter ehrenamtlich engagieren, etwa dort, wo es um ein besseres Miteinander und weniger Spaltung geht. Von der Politik erwarte ich mehr als bloße Stellungnahmen. Sie müssen auch Maßnahmen ergreifen.

Was wollen Sie einer ganz jungen Person mit Migrationshintergrund sagen, die verängstigt ist?

Jungen Menschen mit Migrationshintergrund, egal, ob sie bereits österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger sind oder nicht, möchte ich sagen: Ihr gehört dazu. Ihr seid Teil dieser Gesellschaft. Setzt euch für eure Rechte ein, gestaltet die Zukunft des Landes mit, das auch eures ist.

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