Anlauf gegen Fake News

Neues Institut: „Ordnung in die Klimadebatte“

Wieviel Grün ist nötig, um der Klimakrise Herr zu werden?
Wieviel Grün ist nötig, um der Klimakrise Herr zu werden?Getty Images
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Das Klima-Institut und sein Programm: Keine Polemik, mehr Sachlichkeit und immer für den Klimaschutz. Das „Kontext“-Institut geht im Februar an den Start.

„Ich verstehe oft nicht, wie klimapolitische Entscheidungen zustande kommen“ oder: „Ich habe das Gefühl, manche Lösungen werden aktiv verhindert“ – Zwei Feststellungen, die von drei Viertel der Befragten bejaht werden. Hier möchte ein neues Institut einhaken: Das „Kontext-Institut“ will – nach eigener Darstellung – „Ordnung in die Klimadebatte“ bringen.

Konkret geht es darum, dass Unsicherheiten im Umgang mit dem Thema bereinigt werden, dass für die Öffentlichkeit Transparenz darüber besteht, was die Klimakrise bedeutet, welche Folgen sie haben wird und bereits hat und wie die einzelnen Unterthemen zu gewichten sind – die Vermischung von Fakten und Meinung soll aufgedeckt, Falschinformation entlarvt werden.

Interessen und Dynamiken

Initiatorinnen sind Katharina Rogenhofer, Tina Deutsch und Florian Maringer. Rogenhofer ist nach Jahren in der Wissenschaft bekannt geworden als Sprecherin des Klimavolksbegehrens, das 2020 von mehr als 380.000 Menschen unterstützt worden ist. Deutsch war zuletzt gute zehn Jahre als Nachhaltigkeits-Beraterin tätig, Maringer bis vor kurzem im Kabinett von Klima- und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). „Kontext“ versteht sich nicht als „Think tank“, weil bei solchen „in den meisten Fälle“ entweder die wirtschaftliche Unabhängigkeit nicht ganz gegeben sei oder eine politische Nähe in die eine oder andere Richtung bestehe, so Rogenhofer.

Auf dieses Thema angesprochen meint Maringer, dass er in keiner Partei Mitglied sei und bereits für alle Parteien zum Thema gearbeitet habe – bei den Freiheitlichen für den seinerzeitigen EU-Abgeordneten Hans Kronberger (der kein FP-Mitglied war), der sich gemeinsam mit dem SPD-Abgeordneten Hermann Scheer in den 1990er Jahre für erneuerbare Energien eingesetzt hatte.

Jedenfalls ist es das deklarierte Ziel von „Kontext“, die Debatte um die Klimakrise und die sich daraus ergebende Notwendigkeit von Maßnahmen zu versachlichen. Es gehe darum, transparent nachvollziehbar zu machen, warum Themen angerissen werden und zu versuchen, die Hintergründe, „Interessen, Dynamiken und Netzwerke hinter aktuellen klimapolitischen Entwicklungen“ auszuleuchten. Und weiter: „Das Institut ordnet Hintergründe ein, weist Verantwortung zu und zeigt auch anhand von Vorbildern aus anderen Ländern, welche Lösungen funktionieren.“ Soweit der Anspruch.

„Kontext“ wird strategisch unterstützt von einem Beirat, dem unter anderem Christoph Badelt, Präsident des Fiskalrats, Irmgard Griss, ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs und „Neos“-Präsidentschaftskandidatin, Verena Ehold, Geschäftsführerin des Umweltbundesamts, oder etwa Hans Joachim Schellnhuber, einer der renommiertesten Klimaforscher und seit Dezember Leiter des Instituts für angewandte Systemanalysen (IIASA) in Laxenburg angehören. Außerdem wird ein wissenschaftlicher Beirat eingerichtet. Beide Gremien sollen den Fokus des Instituts schärfen.

„Wirtschaft und Arbeitsmarkt aus der Krise holen“

Das Institut ist als gemeinnütziger Verein organisiert und finanziert sich aus Spenden. Zuwendungen in einer Höhe von mehr als 5000 Euro werden auf der Homepage offengelegt, Einzelspenden dürfen nicht mehr als ein Fünftel des „Kontext“-Jahresbudgets ausmachen. Bisher, so Tina Deutsch gebe es Zusicherungen in einer Gesamthöhe von etwa einer Millionen Euro, wobei viele Spender bereits jetzt in Aussicht gestellt hätten, auch in den kommenden Jahren spenden zu wollen.

Angekündigt wird auch, dass kein Geld angenommen wird, wenn die Mittel aus Unternehmen mit einem fossilen Geschäftsmodell kommen. Inwieweit dieser Grundsatz auf Tochterunternehmen und Einzelpersonen heruntergebrochen wird, ist derzeit unklar.

Dem Klimavolksbegehren war im Jänner 2021 eine Sitzung des Umweltausschusses des Nationalrats und die Verabschiedung einer parlamentarischen Entschließung gefolgt. In den folgenden Wochen und Monaten hat sich Rogenhofer des öfteren zu Wort gemeldet: „Jetzt ist die Regierung am Zug, die Rahmenbedingungen zu schaffen, um Wirtschaft und Arbeitsmarkt mit Hilfe von Klimaschutzmaßnahmen aus der Krise zu holen.“

Sie forderte unter anderem umfassende Lösungen: „Wir werden die globale Krise nicht allein dadurch lösen, umweltfreundlichere Produkte zu kaufen oder auf neue Technologien zu warten. Wir brauchen eine mutige Politik, die das Bevorstehende beim Namen nennt, die Visionen hat und sich für die Umsetzung dann Mehrheiten sucht.“

Als Sprecherin des Klimavolksbegehrens trat sie für einen „Green New Deal“ ein, der zu einer klimafreundlichen Transformation der Gesellschaft führen solle. „Die Protagonisten der Klimabewegung werden oft als ‚Untergangspropheten‘ bezeichnet, aber das Gegenteil ist der Fall: Wir sind unserem Schicksal nicht ausgeliefert, wir zeigen auf, wie wir das Schlimmste verhindern können.“

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