TV-Notiz

Christoph Grissemann, jetzt mit Perücke in „Willkommen Österreich“

Christoph Grissemann will fortan Perücke tragen, Dirk Stermann nicht
Christoph Grissemann will fortan Perücke tragen, Dirk Stermann nichtAPA / ORF / Hans Leitner
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Der Late-Night-Talk steuert auf seine 600. Sendung zu und zeigt trotz Gästen wie Stefanie Sargnagel und Christiane Rösinger Ermüdungserscheinungen. Hilft ein neuer Running Gag dagegen?

Einen gewissen Hang zu Running Gags kann man Christoph Grissemann und Dirk Stermann nicht absprechen. Jahrelang, fast jahrzehntelang verabschiedeten sie sich bei den Zuhörern ihrer freitäglichen Radiosendung „Salon Helga“ jedes Mal mit dem „Moderne Gute-Nacht-Dialog“ („Schlaf gut!“ „Du auch!“ „Ich liebe dich.“ „Du auch.“). Der Witz liegt in der Wiederholung.

Running Gags gab und gibt es freilich auch in „Willkommen Österreich“. Der Late-Night-Talk steuert auf die 600. Folge zu und gewisse Ermüdungserscheinungen kann man nicht abstreiten, es fehlt ein bisschen Erneuerung. Vorbei die Zeit, als Hazel Brugger und Peter Klien (unabhängig voneinander) die Außenreporter machten, vorbei die Zeit der Anarcho-Elemente wie dem „Mann im Schrank“. Das Duo Maschek liefert wie eh und je schräge Synchronfassungen – aber Peter Hörmanseder und Robert Stachel haben seit vergangener Woche eine eigene Sendung (wie Klien).

Bringt ein neuer Running Gag frischen Wind in die Sendung? Jener, der am Dienstagabend startete, hat – wie oft bei diesem Element des Humors – seinen Witz noch nicht entfaltet. Grissemann hat jedenfalls Zuschauer darüber abstimmen lassen, welche von drei Perücken er fortan tragen soll. Zur Auswahl standen das Modell „Ben Becker“, blond mit Seitenscheitel, das Modell „Karl-Heinz Grasser“, braun und halblang, oder das Modell „debiler Religionslehrer“, aschblond und eher kurz.

Drei Perücken-Modelle standen zur Auswahl
Drei Perücken-Modelle standen zur AuswahlScreenshot ORF

Die Modellbezeichnung ist nicht ganz up do date – selbst Analyst Peter Filzmaier musste Becker googeln. Grassers Tage als Finanzminister sind auch schon fast 17 Jahre her. Wenig überraschend siegte das dritte Modell. Eine „Abstrafung“ nannte Filzmaier die Haartracht, eine „Absage zu linkslinkem Gutmenschentum und ein Bekenntnis zu Erzkonservativismus oder gar reaktionärem Sein.“

In jeder Sendung will Grissemann die Perücke aufhaben. „Beschämend“ sagte er dazu, „ein bissl demütigend“ findet er es. Liegt darin der Witz? Das Duo, das durchaus mit „alte weiße Männer“-Vorurteilen spielt, stellt die Zuschauer vor ein Dilemma: Darf ich lachen über eine schlechte sitzende Perücke? Oder ist das Bodyshaming? Das Gelächter hat jedenfalls einen unangenehmen Beiklang.

Zu Gast waren Siegfried Meryn, Christiane Rösinger und Stefanie Sargnagel
Zu Gast waren Siegfried Meryn, Christiane Rösinger und Stefanie SargnagelAPA / ORF / Hans Leitner

Wie kommt der Witz bei Stefanie Sargnagel an? Sie war – neben dem inhaltlich interessanten Arzt und Autor Siegfried Meryn – gemeinsam mit Liedermacherin Christiane Rösinger zu Gast in „Willkommen Österreich“, anlässlich ihres großartigen Ausflugsberichts „Iowa“. Vor einigen Monaten hat die Autorin und Zeichnerin einige Wochen in dem US-Bundesstaat verbracht, mit Rösinger als Mitbewohnerin, und eigentlich zum Zwecke, die Theorie humoristischen Schreibens zu unterrichten.

Was sagten die beiden zum Perücken-Witz? Mehr „verstrubbelt“ sollten die falschen Haare sein, meinte Rösinger voll des Ernstes. Sargnagel entkam erst ein skeptisches „hm“, ehe sie auf Nachfrage hin witzelte, dass Grissemann damit immerhin „ein halbes Jahr“ jünger aussehe. Eine Entfaltung dieses Running Gags lässt sich am ehesten im Metier der ehemaligen Reporter vorstellen: in freier Wildbahn.

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