Preise

Warum das Wifo seine Inflationsprognose senken könnte

Die Kaufkraft der Menschen in Österreich hat bisher kaum unter dem Preisauftrieb gelitten. Nachdem sie 2022 sogar kräftig gestiegen war, ging sie 2023 nur moderat zurück, wie Berechnungen des Instituts für Höhere Studien zeigen.
Die Kaufkraft der Menschen in Österreich hat bisher kaum unter dem Preisauftrieb gelitten. Nachdem sie 2022 sogar kräftig gestiegen war, ging sie 2023 nur moderat zurück, wie Berechnungen des Instituts für Höhere Studien zeigen.Bloomberg
  • Drucken

4,5 Prozent betrug die Inflation im Jänner. Es ist der niedrigste Wert seit 2021. Die Inflations- prognose für 2024 wackelt.

Wien. Die Preise steigen im Jahresvergleich weiter, aber langsamer als bisher. Im Jänner sank die Inflation in Österreich laut Schnellschätzung der Statistik Austria auf 4,5 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit Dezember 2021. Im Vergleich zum Vormonat sanken die Preise sogar um 0,2 Prozent.

„Der Rückgang beruht zu einem großen Teil auf den Haushaltsenergiepreisen – und hier insbesondere auf den Strompreisen, die vor einem Jahr aufgrund der stark gestiegenen Netzkosten deutlich höher waren. Darüber hinaus sind Preise in vielen anderen Bereichen weniger kräftig angestiegen als zuletzt“, so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas via Aussendung.

Nächste Prognose im März

Eine detaillierte Erklärung für den Rückgang der Jännerinflation liegt noch nicht vor. Laut Wifo-Ökonom Josef Baumgartner dürfte der Rückgang zum Teil auf die Netzkosten im Strompreis zurückzuführen sein: Die Abdeckung der Netzverluste greift heuer bereits ab Jänner, sie kam letztes Jahr erst ab März, April zum Tragen. Dienstleistungen dürften aufgrund der Lohnabschlüsse im Herbst eher teurer geworden sein. Zahlen für die Konsumentenpreise für Deutschland und die Erzeugerpreise für Konsumwaren legen nahe, dass der Preisauftrieb bei Konsumgütern auch in Österreich deutlich nachgelassen haben könnte.

Der starke Rückgang des Preisauftriebs ist eine gute Nachricht. Waren die Prognosen in den letzten beiden Jahren oft zu optimistisch mit Blick auf die Teuerung, brachte der Jänner eine positive Überraschung. In der Dezemberprognose war das Wifo von fünf Prozent im Jänner ausgegangen.

Laut Baumgartner mehren sich die Anzeichen dafür, dass das Wifo in seiner nächsten Konjunkturprognose im März den Inflationsausblick für heuer senken könnte, sollte sich diese Entwicklung im Februar und März fortsetzen, wie er im Gespräch mit der „Presse“ betont. Zuletzt prognostizierte das Wifo für 2024 eine Teuerungsrate von vier Prozent.

Weiter über Euro-Inflation

Im Vergleich mit der Eurozone war die Inflation auch im Vormonat in Österreich hoch. Die Verbraucherpreise legten im Währungsraum nur noch um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Donnerstag in einer Schnellschätzung mitteilte. Im Dezember war die Teuerung auf 2,9 Prozent nach 2,4 Prozent im November geklettert. In Österreich hatte die Teuerungsrate im Dezember 5,6 Prozent betragen.

Mit dem abflauenden Preisauftrieb kommt das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent allmählich in Sichtweite.

Die Kerninflation, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben, ist im Jänner ebenfalls zurückgegangen, nämlich um 0,1 Prozentpunkte auf 3,3 Prozent. Die EZB legt besonderes Augenmerk auf diese Kennziffer, da sie als verlässliche Messgröße für die Inflationstrends gilt. Diese ist bereits seit Monaten im Sinkflug. Beobachter erwarten trotzdem nicht, dass Zinssenkungen vonseiten der Währungshüter nun unmittelbar bevorstehen. Der Lohndruck in einigen Mitgliedstaaten sowie geopolitische Unsicherheiten bedeuten Aufwärtsrisiken für die Inflation.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.