Wird man sich eines Tages Sagen über die Kardashians erzählen? Anna Marboe verhandelt Feminismus zwischen Reality-TV und Mythologie im Kosmos Theater.
Es ist der Tag nach dem Bergfest, das traditionell die Halbzeit im Probenbetrieb markiert, und Schauspielerinnen, Regie und Assistenz sind noch nicht wieder ganz auf der Höhe. Der Vorabend drückt noch auf Augenlider und Schläfen. Und trotzdem tut sich allerhand Erstaunliches auf der Probebühne im Gemeindebau Thuryhof im Alsergrund. In einem Boxring im Zentrum des Raumes erblicken gerade die Kardashian-Schwestern das Licht der Welt. Kourtney, Khloé, Rob und Penthesilea Kimberly Noelle West Kardashian schlüpfen da aus „Momager“ (Anm.: „Mom“ und „Manager“) Kris Jenners Schoß. In dieser Bühnenversion des Familienmythos stammen die kalifornischen Reality-Stars nämlich direkt von der Amazonenkönigin Penthesilea und ihrem Stamm ab. „Die Amazonen haben zu den Waffen des Patriarchats gegriffen und zurückgeschlagen, und in gewissem Sinne machen das die Kardashians auch“, sagt Regisseurin Anna Marboe.