Klimanews

Vier Chamäleon-Babys und Bakterien als Modeschöpfer

Vosseler-Zweihornchamäleon: Jungtier.
Vosseler-Zweihornchamäleon: Jungtier.APA/Tiergarten Schönbrunn/Daniel Zupanc
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Die wöchentlichen Klimanews aus Umwelt und Technik außerdem mit guten Nachrichten für Geringverdienende, einer Studie zu den globalen Materialbeständen und einem Tool, das die Effizienz von Klimabotschaften bewertet.

Roboter und Bakterien machen Mode nachhaltiger

Linzer Team experimentiert mit 3-D-Prozessen und Biomaterialien: Die Textilindustrie ist ressourcenintensiv. In einem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt von Kunst-Uni Linz und Uni Linz wurden Robotik und Mode vier Jahre lang zusammengedacht, um neue Prozesse und Technologien zu kreieren. Herzstück sind Roboterarme, die dreidimensional zuschneiden und nähen können. Es folgte die Entwicklung von günstigem „Electro Spinning“ für Reparaturen als Ersatz für klassisches Stopfen. Dabei sprüht ein Roboter ein Polymer auf die kaputte Stelle, dieses bildet Nanofasern und verbindet sich mit dem Textil (Kosten: zwei Euro). Ein weiterer Ansatz sind Kleidungsstücke (Hosen wie Schuhe), die aus Bakterien im Labor wachsen.

Natur nutzen: Draußensein kompensiert Niedriglohn

Weniger Stress, eine bessere Immunfunktion, verbesserte kognitive Leistungen, besserer Schlaf und mehr Lebenszufriedenheit, kurzum: Die Natur tut gut. Eine repräsentative Studie (n=2300) unter Leitung der Uni Wien zeigte, dass Menschen mit niedrigerem Einkommen – sie haben ein besonders hohes Risiko für psychische Erkrankungen – von aktiven Aufenthalten in Naherholungsgebieten mehr profitieren als finanziell besser gestellte Menschen (Health & Place). „Geht man das ganze Jahr über einmal pro Woche in die Natur, ist der positive Nutzen für das Wohlbefinden ähnlich groß, wie wenn man 1000 Euro mehr Einkommen pro Jahr erhält“, sagt Erstautorin Leonie Fian.

„Gesellschaftlicher“ Kohlenstoffpool berechnet: Klimapolitisch irrelevant

Gebäude und Infrastrukturen sind durch Bau und Nutzung nicht nur klimaschädlich. In ihnen steckt auch Kohlenstoff, der gebunden und damit von der Atmosphäre ferngehalten wird. Forschende der Boku Wien haben berechnet, dass dieser gesellschaftliche Kohlenstoffgehalt in Materialbeständen im Zeitraum 1900 bis 2015 eine geologisch relevante Größe erreicht hat (Environmental Research Letters). Er ist in diesem Zeitraum um das 17-Fache angewachsen. Allerdings ist der Beitrag der Materialbestände zur Abschwächung der Klimaerhitzung aufgrund der konkreten darin gebundenen Kohlenstoffverbindungen (v. a. inert, anorganisch wie in Schotter aus Kalkstein und nicht aktiv wie in Biomasse) und in Anbetracht anhaltender CO2-Emissionen eher begrenzt.

Arten retten: Tiergarten mit Chamäleon-Babys

Nicht immer muss es ein Eisbären- oder Elefantenbaby sein, damit es ein Zoo in die Nachrichten schafft. Diese Woche schlüpften im Tiergarten Schönbrunn eher unscheinbare Wesen: vier winzige Vosseler-Zweihornchamäleons. Den Babys sieht man noch nicht an, warum sie diesen Namen haben. Doch der Chamäleon-Vater trägt wie alle Männchen dieser Art auffällige Hörner, die an eine überdimensionale Nase erinnern. Nicht nur im Fasching sind diese lustig aussehenden Chamäleons bei Zoobesuchenden beliebt, doch auch bei Schmugglern. Die Eltern der in Wien geschlüpften Chamäleon-Babys wurden 2021 am Flughafen Schwechat beschlagnahmt. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Art im Osten Afrikas ist winzig. Da der Lebensraumverlust und Wilderei voranschreiten, setzen Tiergärten auf die Nachzucht der seltenen Art. Dazu passend war am 7. 2. der „Reverse the Red Day“, an dem Erfolge aus Nachzuchten seltener Arten propagiert werden: Je mehr in menschlicher Obhut für Reservepopulationen gesorgt wird, desto leichter kann man Tiere nach der Auswilderung wieder von der „Roten Liste der gefährdeten Arten“ streichen.

Vosseler-Zweihornchamäleon: erwachsenes Männchen.
Vosseler-Zweihornchamäleon: erwachsenes Männchen.APA/Tiergarten Schönbrunn/Daniel Zupanc

Klimabotschaften, die bei den Menschen auch ankommen

Web-Tool hilft beim Formulieren von Klimanachrichten: Welche Klimabotschaften erreichen die Menschen am besten? Dieser Frage ging ein internationales Forschungsteam unter Co-Leitung der Psychologin Kimberly Doell von der Uni Wien nach (Science Advances). Untersucht wurden die Reaktionen von 59.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 63 Ländern auf Formulierungen, die zu Klimaschutzmaßnahmen auffordern. Apokalyptisch verfasste Nachrichten halten Skeptiker demnach eher von Verhaltensänderungen ab. Um Menschen in Österreich erfolgreich zu Maßnahmen zu bewegen, braucht es übrigens vor allem regionale Belege zur Erderwärmung. Das Team entwickelte auch ein Web-Tool (Climate Intervention Webapp), um die Effektivität von Klima-News zu testen.

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