Die Analogie zum Entlieben ist der Entzug. Der Schmerz scheint unüberwindbar zu sein. Über die fünf Phasen nach der Trennung – und über die Kunst, sich von der Liebe zu lösen.
Für viele ist es die romantischste Zeit des Jahres. Längst wurde der Tisch beim Lieblingsitaliener reserviert, der für schicke Anlässe, nicht in der Pizzeria nebenan. So sind die Restaurants ausgebucht, die Kinosäle vollbesetzt, das Pralinenregal leer gefegt. Der Valentinstag steht bevor.
Eine Zeit, die nicht allen leicht fällt. Assoziiert der Großteil doch damit Rosenblätter und glückliche Partnerschaften. Indes beträgt die Anzahl heimischer Singles gemäß Statista-Umfrage rund zwei Millionen Menschen. Darunter auch jene, die sich entlieben. „Es gibt zwei Formen des Entliebens“, unterscheidet die klinische Psychologin Birgit Maurer. „Entweder schleust sich das Gefühl während der Beziehung ein. Wenn sich das Sinnliche verflüchtigt, Distanz entsteht. Oder erst nach der Trennung.“ Was es dann braucht, sei nicht Zeit, wie oft in Sprichwörtern proklamiert, sondern Selbstfürsorge. „Nach einer Trennung durchleben wir fünf Phasen: Schock, Verleugnung, Rache, Verzweiflung und Neuorientierung“, zählt sie auf. „Die Symptome gleichen einem Drogenentzug. Viele zittern, können nicht schlafen, haben Angst.“ Doch es gelingt, sich davon zu lösen.
Es sei wesentlich, zu akzeptieren. Trennungsgründe anzunehmen. Darauf folgt die Distanz. „Wer sich trennt, kann nicht trösten“, gibt sie zu bedenken. Da müssen also Freunde, Vertraute herhalten. Dann ist Überwindung gefragt. „Viele müssen sich zwingen, zu essen, zu trinken, sich zu bewegen.“ Glückshormone seien in Leidenspausen essenziell. Und wer schon dabei ist, das Hirn auszutricksen, kann Erinnerungen überschreiben. Mit Freunden, dem Nachbarshund oder alleine an Orte gehen, die damals gemeinsam besucht wurden. Sich dort verabschieden.
Am schwierigsten ist das erste Jahr. „Der erste Geburtstag, die ersten Sommerferien allein“, so Maurer. Doch wer es über diesen Berg schafft, kann zuversichtlich und vorsichtig auf Datingplattformen aktiv sein. Maurer warnt jedoch. „Beim Entlieben muss der Fokus auf mich gerichtet sein: Was und wer tut mir gut? Welche Interessen kann ich ausbauen? Was hat mir vor der Beziehung Freude bereitet?“ Dem gilt es Folge zu leisten. Einen neuen Tanzkurs ausprobieren, eine Massage buchen. „Sich selbst Gutes tun. Das ist höchst individuell.“ Allgemein gilt nur, dass kein Gefühl konstant ist, Trauer wellenförmig verläuft. Und wie auf Flut Ebbe folgt, so folgt auf Verlust der Gewinn.