Klimanews

Frösche leiden unter Quecksilber und Pestizide wandern bis zum Gipfel

<em>Dendrobates tinctorius</em> (Färberfrosch) im Regenwald von Französisch-Guyana.
Dendrobates tinctorius (Färberfrosch) im Regenwald von Französisch-Guyana.Vet-Med-Uni Wien
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Die wöchentlichen Klimanews aus Umwelt und Technik außerdem mit lichtempfindlichen Regenwürmern, einer Software für Nachhaltigkeitsmanagement und grünerem Asphalt-Recycling.

Frösche: Quecksilber wirkt auf tropische Kaulquappen

Die Pfeilgiftfrösche (Baumsteiger) leben in Südamerikas Regenwäldern und leiden unter Umweltverschmutzung. Durch Goldabbau im Amazonas kommt Quecksilber in die Atmosphäre und Gewässer. Ein Team um Bibiana Rojas von der Vet-Med-Uni Wien suchte in Französisch-Guyana nach Kaulquappen in kleinen Wasserlacken, den typischen Aufzuchtstätten von Dendrobates tinctorius (Färberfrosch). In Science of the Total Environment belegen sie, dass solche Pfützen stark von Quecksilber belastet sind. Die Zahl der Kaulquappen pro Wasserlacke war nicht von Quecksilber beeinflusst, aber die Fitness der kleinen Frösche sinkt mit steigender Belastung.

Regenwürmer: Nächtliches Licht schadet der Aktivität

Regenwürmer haben zwar keine Augen, nehmen aber über Sinneszellen am ganzen Körper Licht wahr. Ein Team der Boku Wien hat entdeckt, dass Regenwürmer auch auf Lichtverschmutzung reagieren, also sich bei Straßenlampen oder Autolichtern anders verhalten als in völliger Dunkelheit (BMC Ecology and Evolution). Das testete die Gruppe um Marion Mittmannsgruber und Johann Zaller in Töpfen im Labor. Ohne Lichtquellen paarten sich die Regenwürmer öfter, und sie fraßen mehr Samen. So haben die Würmer auch Einfluss auf die Verbreitung von invasiven Pflanzen wie Ragweed, weil sie bei Lichtverschmutzung weniger davon vertilgen können.

Zwei Regenwürmer (<em>Lumbricus terrestris</em>) bei der Paarung. Das machen sie öfter, wenn es ganz dunkel ist als bei Lichtverschmutzung. Im Bild zeigen die umgefallenen Zahnstocher auch die Aktivität der Würmer, und die Keimlinge stammen von Ragweed-Samen.
Zwei Regenwürmer (Lumbricus terrestris) bei der Paarung. Das machen sie öfter, wenn es ganz dunkel ist als bei Lichtverschmutzung. Im Bild zeigen die umgefallenen Zahnstocher auch die Aktivität der Würmer, und die Keimlinge stammen von Ragweed-Samen.Boku/Mittmannsgruber

Umweltgifte: Bis zum Gipfel wandern die Pestizide

Im Vinschgau, Südtirol, produzieren 7000 Apfelbauern etwa zehn Prozent der europäischen Apfelernte. Zum Einsatz kommen auch Pestizide, die mit Gebläsen in den Plantagen verteilt werden. Ein Team der Boku Wien hat mit der deutschen TU Kaiserslautern großflächig untersucht, wie weit sich diese Schädlingsbekämpfungsmittel ausbreiten (Nature Communications Earth & Environment). Die Pestizide nehmen zwar in den Höhen und mit Abstand zu den Apfelplantagen ab, aber selbst oben auf den Gipfeln und fernab der Landwirtschaft belasten die Substanzen Boden und Vegetation.

 Das Vinschgauer-Tal.
Das Vinschgauer-Tal.Carsten Brühl

Für ein rundherum nachhaltiges Asphaltrecycling

Biologische Materialien sollen fossiles Bindemittel ersetzen: Bitumen ist ein schwarzes Erdölderivat, das als Bindemittel für Asphalt dient. In Europa werden zehn Millionen Tonnen dieser Kohlenwasserstoffgemische jährlich für den Bau und die Instandhaltung von Straßenbelägen verbraucht. Selbst beim Asphaltrecycling ist die Zugabe von frischem Bitumen unerlässlich. An der TU Wien will man in einem neu gestarteten und von der Volkswagen-Stiftung unterstützten Forschungsprojekt („Technology concept for bioasphalt“) die Entwicklung eines Bindemittels aus biologischen Materialien vorantreiben. Immerhin verbraucht die Herstellung einer Tonne Bitumen ähnlich viel Energie wie ein EU-Haushalt pro Jahr.

Für zielgerichtetes Einsparen von CO2-Emissionen

Am Wegener Center der Uni Graz hat man das Wissen, wie in Organisationen CO2 eingespart werden kann, in ein Konzept gegossen (ICM – Institutional Carbon Management). Durch die Zusammenarbeit mit dem Start-up NetCero können davon Unternehmen in allen gesellschaftlichen Bereichen profitieren. Angeboten wird eine Software-Lösung für EU-Richtlinien-kompatibles Nachhaltigkeitsmanagement. Das ICM umfasst ein mehrstufiges Programm. Zunächst wird eine Referenz-Treibhausgasbilanz erstellt, um auf dieser Basis Klimazielpfade in allen wichtigen Emissionsbereichen (z. B. Strom, Wärme und Mobilitätsverhalten) festzulegen. Es folgt die Formulierung für konkrete Maßnahmen je Feld sowie ein begleitendes Emissionsmonitoring.

(vers/cog/APA)

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