Der Mediator

Russlands Medienstrategie: So wenig wie möglich über Nawalnys Tod

Mahnwache für Alexej Nawalny vor dem russischen Konsulat in Krakau; der Kreml-Kritiker starb unter dubiosen Umständen im Straflager „Polarwolf“ bei Charp.
Mahnwache für Alexej Nawalny vor dem russischen Konsulat in Krakau; der Kreml-Kritiker starb unter dubiosen Umständen im Straflager „Polarwolf“ bei Charp. Imago/Beata Zawrzel
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Pieter Bruegel der Ältere malte, wie neben dem Sturz des Ikarus die Schiffe weitersegeln: So reagieren Medien von „China Daily“ bis zu den russischen Staatssendern auf ein Verbrechen ohne Strafe.

Im Königlichen Museum der schönen Künste in Brüssel hängt ein Bild, das lange Zeit Pieter Bruegel dem Älteren zugeschrieben wurde: „Landschaft mit dem Sturz des Ikarus“. Es bezieht sich auf ein Motiv aus Ovids „Metamorphosen“. Der Sohn des Dädalus ist auf der gemeinsamen Flucht aus Kreta mittels der vom Vater konstruierten Flügel der Sonne zu nah gekommen: Das Wachs, das die Federn zusammenhielt, schmilzt, der Jüngling stürzt ins Meer und stirbt.

Was beim römischen Dichter im Mittelpunkt steht, passiert beim flämischen Meister fast unbemerkt. Dominant sind bei ihm ein pflügender Bauer, Schiffe mit geblähten Segeln, die Weite des Meeres. Von Ikarus sind nur die Beine zu sehen, die im nächsten Augenblick im Wasser versinken werden, ein letztes Zappeln. W. H. Auden hat über derartige Missverhältnisse ein berührendes Gedicht geschrieben: „Musée des Beaux Arts“. Das Schiff würde nach diesem erstaunlichen Sturz ruhig weiter segeln: „About suffering they were never wrong / The old Masters …“

Derartige Unterschiede der Perspektive kann man auch bei den Reaktionen auf den Tod Alexej Nawalnys erkennen.

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