Direktorsposten

Das Volkstheater soll unter Direktor Gloger fröhlicher werden

Jan Philipp Gloger löst Kay Voges ab.
Jan Philipp Gloger löst Kay Voges ab.APA / APA / Georg Hochmuth
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Jan Philipp Gloger wird das Theater künftig leiten. „Ich traue ihm zu, das Haus bis auf den letzten Platz zu füllen“, sagte Andrea Mayer über den deutschen Schauspiel- und Opernregisseur. Gloger selbst bekannte sich zu einem „starken Schauspielerensemble“, zur Breitenwirksamkeit und zum Lachen.

Der neue künstlerische Leiter des Volkstheaters wird Jan Philipp Gloger, geboren 1981 in Hagen (im Ruhrgebiet). Am Donnerstag wurde bekanntgegeben, dass er Kay Voges ab der Spielzeit 2025/26 nachfolgt. Voges wird ja im September 2025 als Intendant nach Köln gehen. Der deutsche Schauspiel- und Opernregisseur Gloger ist derzeit Schauspieldirektor am Staatstheater Nürnberg. In Wien bekommt er einen Vertrag für fünf Jahre, also bis 2030.

Der neue Direktor wurde von Roland Geyer, dem Vorstandsvorsitzenden der Volkstheater-Privatstiftung präsentiert, auch Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) lobten ihn als jemanden, der sie überzeuge, „der Menschen begeistern kann“. „Ich traue ihm zu, das Haus bis auf den letzten Platz zu füllen“, sagte Andrea Mayer. Es war nicht zu überhören, dass das ein wichtiger Beweggrund für die Bestellung war. Das Volkstheater ist mit seinen 830 Plätzen schwer zu füllen, Kay Voges ist das nur selten gelungen.

So erklärte Geyer, das Volkstheater solle mit Gloger „nahbarer und fröhlicher werden“, ein wesentliches Argument für Gloger sei, dass er das Staatstheater Nürnberg – das freilich mit 538 Plätzen deutlich kleiner ist als das Volkstheater – „künstlerisch und ökonomisch äußerst erfolgreich“ führe. Mayer sprach von einer „Mischung aus Volksnähe und Kunstanspruch“, Gloger selbst betonte die „Breitenwirksamkeit“ – und die Wichtigkeit des Lachens: Er freue sich, wenn bei seinen Inszenierungen „die Leute schallend und laut und heftig lachen“. Auch glaube er an ein „starkes Schauspielerensemble“: „Menschen werden von Menschen gelockt.“

„Kann die österreichische Seele verstehen“

Zwei weitere Eigenschaften Glogers wurden bei der Präsentation allerseits hervorgehoben. Erstens – vielleicht kein Wunder in Zeiten, wo so vielen Kulturrepräsentanten unfaires oder sogar missbräuchliches Verhalten angelastet wird – sein „tadelloses Auftreten“, so Mayer, seine „wertschätzende, respektvolle Haltung“, so Kaup-Hasler. Zweitens – wohl um möglicher Kritik, dass schon wieder ein Deutscher ans Volkstheater berufen wird, vorzubeugen – seine Nähe zu Wien. Gloger habe bewiesen, dass er „die österreichische Seele und Mentalität gut verstehen kann“, erklärte Geyer, und Gloger selbst betonte: „Ich fühle mich am richtigen Haus und in der richtigen Stadt.“

Roland Geyer, Vorstandsvorsitzender der Volkstheater-Privatstiftung, Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, der neue Volkstheater-Direktor Jan Philipp Gloger und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) am Donnerstag.
Roland Geyer, Vorstandsvorsitzender der Volkstheater-Privatstiftung, Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, der neue Volkstheater-Direktor Jan Philipp Gloger und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) am Donnerstag.APA / APA / Georg Hochmuth

Tatsächlich hat Gloger schon Stücke von Schnitzler („Traumnovelle“), Horváth („Kasimir und Karoline“), Handke („Kaspar“) und Jelinek („Das Licht im Kasten“) inszeniert. In Wien hat er bereits am Burgtheater („Die Nebenwirkungen“, Oktober 2023) und an der Volksoper („Die Dubarry“, September 2022) Regie geführt, beide Arbeiten wurden, auch in der „Presse“, freundlich besprochen. Heuer wird er bei den Bregenzer Festspielen Rossinis „Tancredi“ auf die Bühne bringen. „Die österreichische Hauptstadt ist ihm näher als die deutsche“, stellte schon der Kritiker der „Nürnberger Nachrichten“ fest, der am Tag nach Glogers Burgtheater-Premiere mit dem Regisseur ins Café Tirolerhof ging. „Und wenn man in Wien das notorisch nörgelnde und schwer verwöhnte Publikum auf seine Seite bekommt, dann hat man es irgendwie geschafft.“

Im Team: Rieke Süßkow, Kostia Rapoport

Viel Konkretes konnte Gloger naturgemäß noch nicht ankündigen. Doch er nannte zwei Menschen aus seinem zukünftigen Team. Die Berlinerin Rieke Süßkow, die in Wien studiert hat, im Theater in der Drachengasse angefangen hat und noch immer in Wien lebt, soll viel inszenieren: „Sie liebt Texte“, versprach Gloger. Wie schon Kay Voges wird er auch eine Art Hausmusiker haben: den gebürtigen Russen Kostia Rapoport, der etwa Musik zu Elfriede Jelineks „Winterreise“, aber auch Schlager komponiert hat. Die Verbindung von Schauspiel und Musik sei einer seiner Schwerpunkte, sagte Gloger: Er selbst komme von der Musik, habe sich schon beim Studium sein Geld als Keyboard-Alleinunterhalter verdient. Wer ihn, agil und fröhlich, bei der Vorstellung in der Roten Bar des Volkstheaters gesehen hat, kann sich das gut vorstellen.

47 Einzelpersonen bzw. Teams haben sich beworben. Der Frauenanteil lag bei rund 50 Prozent. Elf Bewerbungen langten aus Österreich ein, die restlichen stammten vornehmlich aus deutschsprachigen Nachbarländern. Eine Findungskommission hielt im Anschluss Hearings ab und sprach eine Empfehlung aus. (rovi/tk).

Liste der Direktoren des Volkstheaters seit 1945:

Günther Haenel 1945-1948
Paul Barnay 1948-1952
Leon Epp 1952-1968
Gustav Manker 1969-1979
Paul Blaha 1979-1987
Emmy Werner 1988-2005
Michael Schottenberg 2005-2015
Anna Badora 2015-2020
Kay Voges 2020-2025
Jan Philipp Gloger ab Herbst 2025

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