Der liberal-konservative Regierungschef Mark Rutte (57) dürfte neuer Generalsekretär des westlichen Bündnisses werden. Er gilt als umgänglich, formlos und salopp, ist aber auch einer der erfahrensten Regierungschefs Europas, ein erklärter Gegner Wladimir Putins und fürchtet sich nicht vor Donald Trump.
Den Haag/Amsterdam. Die USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich: Wer diese vier zentralen Nato-Mächte im aktuell 31 Länder (in Kürze mit Schweden 32) umfassenden Nordatlantischen Verteidigungsbündnis hinter sich hat, kann sich seiner Sache sicher sein. Nachdem sich diese vier Mächte bis gestern, Donnerstag, klar und öffentlich als Unterstützer des derzeitigen niederländischen Premierministers Mark Rutte als neuem Nato-Chef outeten, wird der 57-Jährige noch heuer das politische Ruder der 1949 gegründeten Organisation mit Sitz in Brüssel und militärischem Hauptquartier in Mons (Südbelgien) übernehmen.
Der aktuelle Nato-Generalsekretär, der Norweger Jens Stoltenberg (71), amtiert bereits seit 2014 und wollte eigentlich spätestens 2022 nach Ende seiner zweiten Vierjahresperiode abtreten, doch begann da im Februar der Ukraine-Krieg und man drängte auf Stoltenbergs Verbleib. Sein Mandat läuft jetzt im Oktober aus, ob es womöglich zu einer früheren Amtsübergabe kommt, ist unklar.
Der Nato-Generalsekretär ist traditionell ein Europäer (rechtlich fixiert ist das nicht), der militärische Oberbefehlshaber ein US-Amerikaner, dessen Vize wiederum ebenfalls ein Europäer ist; bisher war Letzteres meistens ein Brite, seltener ein Deutscher. Der militärische Oberbefehlshaber (SACEUR, Supreme Allied Commander Europe) ist vor allem für tatsächliche Militäroperationen zuständig, formal rangiert über ihm aber noch der Chef der Nato-Militärausschusses, das ist ein primär die zivile Führung beratendes Gremium für Militärpolitik und Strategie. Aktueller Chef ist der niederländische Admiral Rob Bauer (61).