TV-Notiz

„Wetten wir, dass es falsch ist“: Kurz bei Wolf in der „ZiB 2“

Eine skurrile Passage in dem Interview. Sebastian Kurz zum Protokoll, aus dem Armin Wolf zitierte: „Wetten wir, dass es falsch ist“.
Eine skurrile Passage in dem Interview. Sebastian Kurz zum Protokoll, aus dem Armin Wolf zitierte: „Wetten wir, dass es falsch ist“.
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Nach dem Urteil gegen Sebastian Kurz wurde das Gesagte noch einmal in einem anderen Setting gut geschüttelt und gerührt. Am Montagabend in der „ZiB 2“.

Böse Zungen könnten sagen: Was da gestern Abend rund um die „ZiB 2“ passierte, hatte etwas von einer kollektiven Zwangshandlung. Das Urteil gegen Sebastian Kurz ist gefällt, jedenfalls in erster Instanz. Aber er versuchte über 17 Minuten noch einmal detailreich zu erklären, dass er eigentlich nicht die Unwahrheit sagte. Armin Wolf versucht ihm über 17 Minuten noch einmal detailreich aufzuzeigen, dass er eben doch die Unwahrheit sagte. Und als Zuseher versuchte man über 17 Minuten, den Blick abzuwenden. Ohne es zu schaffen.

Allein weil man wissen wollte, wie oft Kurz das Wort „unfair“ oder „ungerecht“ benutzen würde. Es waren dann doch nur dreimal, übrigens. Und wie oft Kurz und Wolf an einander geraten würden. Das passierte öfter. Und begann schon mit dem Wortlaut im Beitrag vor dem Interview, der erste Schlagabtausch ließ also nicht lange auf sich warten. Mit folgendem Thema: Hat der Richter Kurz nur angelastet, dass er seine Einbindung bei der Postenbesetzung nicht detailreich genug geschildert hat? Oder dass er das Mitmischen nicht zugegeben hat?

Das Komplexitätslevel dabei war hoch. Und so übte Kurz Kritik an dem U-Ausschuss-Protokoll, jedenfalls wie Wolf es las. Eine skurrile Passage. Auf das Kurzsche „Das ist völlig falsch“ und „falsch zusammenkopiert“ folgte das Wolfsche „Das habe ich vor zwei Stunden von der Parlamentshomepage heruntergeladen“. Quasi als Höhepunkt dann ein mehrfaches „Wetten wir, dass es falsch ist“ von Kurz sowie ein Wettlesen. „Wir haben genau dasselbe anscheinend“, meinte Kurz daraufhin. Seine Wette hat er damit wohl zurückgezogen.

Der verbale Schlagabtausch verlagerte sich auf verschiedene Ebenen – und dabei zog Wolf auch ein altes Interview aus dem Hut, das noch deutlicher machen sollte, dass Kurz vor dem U-Ausschuss die Unwahrheit gesagt hatte. Zusätzliche Beweise, quasi. Kurz hatte in einem „Sommergespräch“ gesagt, dass er „hunderte Personalentscheidungen“ getroffen habe. Darunter eine bestimmte Aufsichtsrätin für die Öbag.

Die Bombe wollte allerdings nicht recht platzen. Kurz sagte, dass er hier verkürzt habe. Und argumentierte: Wo sei denn bitteschön sein Motiv? Warum sollte er vor einer Million Menschen etwas zugeben, das er dann abstritt, um sich zu schützen? Die Wahrheit sei doch – und es ging wieder zurück zu seiner Aussage im U-Ausschuss –, dass das Setting dort viel Druck verursache. Da sei es sozusagen kein Wunder, dass eine Aussage „rauskommt“, die „vielleicht besser hätte sein sollen“.

Kurz und Wolf, das ist mehr als ein Interview. Es ist Schaukampf der Argumente und der Rhetorik, wenn auch ein höchst zivilisierter. Auch am Montagabend war das wieder so, wobei der Verlauf vielleicht für beide nicht ganz befriedigend war. Weil im Gefecht um die Wahrheiten und Feinheiten in den gesprochenen Sätzen diese nicht nur Gegenstand, sondern auch Mittel waren. Was die Sache – no na – schwierig machte.

Was jedenfalls (wieder) klar wurde: wie ungerecht Kurz sich behandelt fühlt. Weil der Aufwand, der bei ihm, bei seinem Prozess betrieben wurde, bei einem fiktiven Herrn Maier nicht so groß gewesen wäre. Es steht einem Spitzenpolitiker nicht gut an, dieses Wehklagen, dass seine Worte genauer gewogen werden als die eines Durchschnittsbürgers.

>> Die Sendung zum Nachschauen

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