Kulinarik

Die neue kulinarische Vielfalt am Yppenplatz

„Eisbazar“-Inhaber Farhud Farassati, Dorian Neureiter und Valentin Masoner  servieren am Brunnenmarkt noch bis Mitte April mit dem Pop-up „Die Tackerei“ österreichische Tacos.
„Eisbazar“-Inhaber Farhud Farassati, Dorian Neureiter und Valentin Masoner servieren am Brunnenmarkt noch bis Mitte April mit dem Pop-up „Die Tackerei“ österreichische Tacos.Clemens Fabry
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Tafelspitztacos, Nudeln vom Roboter und klassische Wirtshausküche: Die Lokalszene am Yppenplatz entwickelt sich gerade rasant weiter. 

Wien. Darf‘s ein Tafelspitztaco sein? Einer mit Blunzn oder veganem Gulasch? Oder lieber ein Stück Schweinsbraten mit ein bisschen Kraut und Knusperschwarte auf der handtellergroßen Tortilla platziert? „Die Tackerei“ heißt das Pop-up, das „Eisbazar“-Inhaber Farhud Farassati gemeinsam mit Dorian Neureiter und Valentin Masoner vor einigen Wochen am Brunnenmarkt gestartet hat: Vorerst bis Mitte April packen sie hier österreichische Aromen in mexikanische Tacos. Dann gibt es in dem Marktstand gleich neben dem Yppenplatz wieder orientalisches Eis.   

Die Tackerei ist nicht die einzige kulinarische Neuerung in der Gegend, die vor einigen Jahren vom britischen Time-out-Magazin zu Wiens coolstem Grätzel gekürt wurde. Mit vier neuen Restaurants und einem Pop-up binnen kürzester Zeit entwickelt sich die Lokalszene am Yppenplatz gerade rasant. Nicht, dass hier nicht schon einiges passiert wäre: Rund um das 1983 gegründete „Café International“, haben sich in den vergangenen 20 Jahren so viele hippe Cafés gruppiert, dass die Piazza an sonnigen Tagen aus allen Nähten zu platzen scheint – und es immer noch Tage gibt, an denen man keinen Tisch findet.

Zwei der letzten alten Lokale in der sogenannten Nordzeile, also der Sonnenseite des Yppenplatzes links und rechts des Café International, haben nun auch eine Transformation vor- bzw. hinter sich: Während ins frühere „Gasthaus Müller“ vor wenigen Wochen der Verein Speisen ohne Grenzen eingezogen ist, und in dem Lokal nun geflüchtete Frauen Speisen aus ihren Heimatländern kochen – es gibt etwa äthiopische Injerafladen, afghanische Kardamomlimonade oder syrische Zuckerwatte mit Eis –, steht einige Türen weiter gerade eine Mulde voller Schutt.

Ins einstige Gasthaus Müller am Eck ist vor wenigen Wochen der Verein „Speisen ohne Grenzen“ eingezogen.
Ins einstige Gasthaus Müller am Eck ist vor wenigen Wochen der Verein „Speisen ohne Grenzen“ eingezogen.Clemens Fabry

Das Lokal, hinter dessen zugeklebten Fensterfronten gewerkt wird, hieß früher „Drei Silberlinden“ und war auf dem Platz lange Zeit das letzte klassische Tschocherl zwischen Lokalen für Studenten und Jungfamilien, die hier wahlweise am Laptop arbeiten, brunchen oder sich an lauen Sommerabenden ein paar Gläschen gönnen. Mitte Mai soll hier nun ein neues Lokal aufsperren: ein Café-Restaurant mit internationaler Küche ist geplant, wie der künftige Betreiber Ali Karakala sagt. Und dass der Name des Lokals bisher noch keinem anderen Hipster eingefallen ist, verwundert fast: „Yppster“ soll es heißen.

Nudelroboter mit TCM-Touch

Aber auch auf der nicht ganz so sonnenverwöhnten Südseite des Platzes tut sich gerade etwas: Aufmerksamen Beobachtern dürfte aufgefallen sein, dass das Lokal neben dem italienisch-slowenischen Feinkostgeschäft La Salvia im Mittelbau der Marktzeile wohl noch nie so belebt war wie zuletzt: Lange Zeit fristete hier ein eher glück- und geschmackloser Inder sein Dasein, zwischenzeitlich montierte jemand ein Schnitzel-Schild. Im Dezember Jahres scheint sich das Lokal nun endlich zum Besseren gewendet zu haben: In „Nan’s Kitchen“ gibt es jetzt nordwestchinesische Küche mit Nudelroboter und TCM-Touch.

Nan Pustelnik-Zhao („Nan‘s Kitchen“) in ihrem Lokal, rechts hinten: der Kopf des Nudelroboters.
Nan Pustelnik-Zhao („Nan‘s Kitchen“) in ihrem Lokal, rechts hinten: der Kopf des Nudelroboters.Clemens Fabry

Chefin Nan Pustelnik-Zhao war einst Journalistin, landete der Liebe wegen in Österreich, schwenkte irgendwann aufs Thema TCM-Ernährung um, gab Kochkurse und machte auch sonst allerhand – und verbindet ihr Wissen nun mit den sogenannten Daoxiao-Nudeln: handgeschnitten vom NooBot, angeblich dem einzigen Nudelroboter des Landes, der die frischen Teigwaren mehr oder weniger zielgenau ins heiße Wasser schupft, bevor sie mit geschmortem Schweinebauch, scharfem Rindsfaschiertem oder Sesamsauce serviert werden, dazu eher nicht china-typisch, aber gesund: Rohkostsalat.

Wirtshausküche in Ex-Völlerei

Schräg gegenüber eröffnen Sanny Schneider und Michael Zika am Montag ihr Wirtshaus „Sanny&Michi“ in der ehemaligen Völlerei. Nach fast sieben Jahren hat sich die bisherige Wirtin Diana Fritz aus Wien verabschiedet, sehr zum Leidwesen vieler Vorarlberger, die sich hier unter anderem an Käsknöpfle, Subirabrand und Frastanzer labten. Nun wird es im einstigen Gasthaus Berger (wieder) sehr Wienerisch: Scheider und Zika – gelernte Gastronomen, die zuletzt bei Mayer am Pfarrplatz bzw. &Flora tätig waren – sind echte Wirtshauskinder. Und bieten in ihrem Lokal auch genau das.

Michael Zika und Sanny Schneider eröffnen am Montag ihr Wirtshaus „Sanny&Michi“ in der ehemaligen Völlerei.
Michael Zika und Sanny Schneider eröffnen am Montag ihr Wirtshaus „Sanny&Michi“ in der ehemaligen Völlerei. Clemens Fabry

„Die Wirtshauskultur gerät in Vergessenheit, gerade bei den Jüngeren. Wir haben gesagt, wir wollen die unbedingt am Leben erhalten“, sagt Schneider. „Uns taugt das beiden: das Urige, das Gemütliche.“ Bei „Sanny&Michi“ wird es daher klassische Wirtshausküche geben: mit Gulasch, faschierten Laberln und Surschnitzel, mit Krautfleckerln und böhmischen Palatschinken, das Fleisch kommt aus der Fleischerei Hödl aus Liesing. Vegetarisch gibt es auch, zunächst aber einmal eine kleine Auswahl, vegan derzeit noch nicht, aber wird wohl auch kommen.

Safran-Eis und wieder ein Pop-up?

Und die Tackerei? Nachdem der erste Pop-up-Versuch am Brunnenmarkt gut gelaufen ist („Das Feedback ist wahnsinnig gut, wir sind sehr, sehr happy“), werden Neureiter und Masoner im Sommer vermutlich einen anderen Bezirk mit ihren österreichischen Tacos bespielen. Kommenden Winter werden sie vielleicht wieder im Grätzel landen: „Eisbazar“-Inhaber Farassati will die Pop-ups, die er in der kalten Jahreszeit hier mit anderen Gastronomen organisiert, zur Regel machen. In der Sommersaison setzt er in dem Stand am Brunnenmarkt wieder ganz auf Eis: auf Safran-Rose-Pistazie zum Beispiel, Joghurt-Feige oder Masala-Chai.   

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