Der Green Deal sei kein Wachstumsgarant, sagt Eco-Austria-Chefin Monika Köppl-Turyna. Richtig gemacht, mache er Europa wettbewerbsfähiger. Doch „niemand darf so tun, als gäbe es nur Gewinner“.
Die Presse: Als Ursula von der Leyen 2019 den Green Deal präsentierte, sprach sie vom „Man on the moon“-Moment der Europäer. Der Green Deal sollte Umwelt und Wirtschaft auf dem Kontinent gleichermaßen retten. Heute ist davon wenig zu sehen, der Green Deal wird von allen Seiten torpediert. Hat die EU zu viel versprochen?
Monika Köppl-Turyna: Es muss unser Ziel sein, in Europa Klimaschutz zu betreiben, allerdings ohne uns dabei zu großen wirtschaftlichen Schaden zuzufügen. Nur dann können wir Vorreiter sein und andere Länder motivieren, uns zu folgen. Viele der Versprechen hätten differenzierter ausfallen müssen. In den ersten Studien über die Folgen des Green Deals war ständig die Rede davon, dass es ein enormer Gewinn für die Wirtschaft werden würde. Mittlerweile gibt es aber auch von der EU-Kommission unabhängige Untersuchungen, die sagen, dass es auch große Einbußen geben wird. Die OECD spricht von 2,2 bis 2,7 Prozent weniger Wirtschaftsleistung im Jahr 2035 als ohne den Green Deal. Das hätte die EU von Beginn an ehrlich kommunizieren müssen, dann würden wir heute auch nicht so große Proteste gegen die Klimapolitik sehen.
Ist der Green Deal als „Europas große Wachstumsstrategie“ also nur ein Fantasiegebilde?