Lebensmittelhandel

Spar fordert Hilfe aus Brüssel: Ungarn-Tochter leidet unter Orbans Sondersteuer

Die ungarische Wirtschaftspolitik macht heimischen Unternehmen wie Spar schwer zu schaffen.
Die ungarische Wirtschaftspolitik macht heimischen Unternehmen wie Spar schwer zu schaffen.IMAGO/Michal Fludra
  • Drucken

Wegen Sondersteuern der ungarischen Regierung schreibt Spar in Ungarn hohe Verluste. Firmenchef Reisch will, dass ein EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn eingeleitet wird. Ein Rückzug aus dem Land sei aber nicht geplant.

Die ungarische Wirtschaftspolitik macht heimischen Unternehmen wie Spar schwer zu schaffen. Wegen Sondersteuern der ungarischen Regierung schreibt der Salzburger Handelskonzern in dem Land hohe Verluste. 2023 lag das Minus bei 47,8 Millionen Euro, im Jahr davor bei 32,8 Millionen Euro. „Wir kämpfen in Brüssel dagegen an“, sagte Spar-Chef Hans K. Reisch zur APA. Der Firmenchef will, dass ein EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn eingeleitet wird, heißt es laut „SN“ und „OÖN“.

Die Sondersteuer trifft Handelsfirmen genauso wie Banken, Versicherungen und Energieunternehmen. Bis zu 4,5 Prozent des Umsatzes werden fällig. Schon im Februar sind österreichische Firmen in Brüssel vorstellig geworden, um auf EU-Ebene dafür zu lobbyieren, Ungarn für die aus Sicht der Wirtschaft rechtswidrigen Maßnahmen an die Kandare zu nehmen.

Reisch hat sich laut „SN“ und „OÖN“ mit Beschwerdebriefen an die für Wettbewerb zuständige Kommissionsvizepräsidentin Margrethe Vestager und Binnenmarktkommissar Thierry Breton bzw. an die zuständigen Generaldirektionen gewandt. Schützenhilfe soll es dabei auch von Wirtschaftsminister Martin Kocher und Außenminister Alexander Schallenberg (beide ÖVP) gegeben haben, die in einem Schreiben an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen Eingriff in die Grundfreiheiten und diskriminierende Maßnahmen kritisierten.

Rutscht die Ungarn-Tochter noch tiefer in roten Zahlen?

Seit heuer muss Spar in Ungarn 4,5 Prozent des Jahresumsatzes zahlen, davor waren es 4,1 Prozent. Die Ungarn-Tochter dürfte damit noch tiefer in die roten Zahlen rutschen. Für 2024 rechnet Spar mit einem Sondersteueraufkommen von 92 Millionen Euro. 2023 waren es 76 Millionen Euro. Auch andere große österreichische Unternehmen sind von der Steuer betroffen. Die Vienna Insurance Group (VIG) und die Erste Group bezifferten ihr Aufkommen 2023 mit jeweils bis zu 50 Millionen Euro, schreiben „SN“ sowie „OÖN“.

Ein Rückzug aus Ungarn sei nicht geplant, sagte Reisch zur APA. „Wir sind heute eine starke Nummer 2 in Ungarn und haben auch die Möglichkeit, die Marktführerschaft dort zu erringen, wenn wir konsequent investieren könnten. Wir kommen aus einer sehr komfortablen Ergebnissituation raus und durch diese exogenen Faktoren wird alles zunichte gemacht“, so der Firmenchef. Der Handelskonzern ist in Ungarn mit mehr als 600 Filialen vertreten und beschäftigt rund 16.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Spar habe in Ungarn insgesamt zwei Mrd. Euro investiert, sagte Reisch den Zeitungen. „Wir haben Vermögenswerte von ungefähr 180 Millionen Euro dort liegen, es ist also nicht ganz einfach, sich von dort zurückzuziehen und möglicherweise auf Dinge zu verzichten.“ (APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.