Sicherheit

Tracking-App soll Heimweg für Frauen sicherer machen

Via HeimwegApp können sich Frauen und Mädchen am Nachhauseweg begleiten lassen.
Via HeimwegApp können sich Frauen und Mädchen am Nachhauseweg begleiten lassen.Imago / Via Www.imago-images.de
  • Drucken

Mit der „HeimwegApp“ können sich Frauen und Mädchen in Zukunft am Weg nach Hause tracken lassen. Via Chatfunktion können sie sich mit der zuständigen Sicherheitsperson auch unterhalten. Weiters gibt es einen Alarmknopf. Allerdings fehlt noch eine Sicherheitsfirma, die das Tracking und Chatten österreichweit übernimmt.

Der Fall der 41-jährigen Wienerin, die am Weg von der Arbeit in eine Garageneinfahrt gedrängt und vergewaltigt wurde, zeigt wieder: Frauen sind auf dem Nachhauseweg nicht immer sicher. Eine neue Tracking-App soll dem jetzt entgegenwirken. Die Rede ist von der neuen „HeimwegApp“, die Frauen und Mädchen – und jedem, der die App sonst noch nützen will – auf dem Weg nach Hause mehr Schutz bieten soll. Dafür kann mit der App eine Live-Standortverfolgung aktiviert werden, außerdem gibt es einen Notfall-Alarm, der im Krisenfall einen Ton abgibt. Der Verein „Coming Home Safe“, der die App ins Leben gerufen hat, sucht allerdings noch eine Firma, die das Standort-Tracking übernehmen kann.

Der Nachhauseweg wird via Live-Tracking begleitet

Wenn das geklärt ist, muss man sich zuerst von der Homepage des Vereins die App herunterladen, außerdem ein Konto erstellen, wo man sich mit Name, Adresse und Foto verifizieren muss. „Damit wir das gleich an die Polizei weitergeben können“, sollte etwas passieren, erklärt Nico Bogner vom Verein „Coming Home Safe“ der „Presse“. Danach öffnet man die App und klickt auf „Start“, um das Tracking zu starten. In der Zeit könne man auch mit der Person, die das Live-Tracking überwache, chatten, erklärt Bogner. Ist die Nutzerin Zuhause, drückt sie auf „Stopp“, um zu signalisieren, dass sie sicher angelangt ist. Wichtig sei, dass man die App immer eingeschalten lasse, denn sonst signalisiere die App der Zentrale zu früh, dass man sicher angekommen sei, erklärt Bogner weiter.

Wohin man sich begebe, müsse man beim Start der Tracking-Funktion nicht angeben, immerhin werde die Heim-Adresse hinterlegt. Steuert man aber zum Beispiel die Wohnung des Freundes oder Lebensgefährten an, könne man dies im Vorhinein via Chat mitteilen. Wobei man bei „Coming Home Safe“ in erster Linie darauf achten will, ob sich die Person die ganze Zeit in Bewegung befindet. Gibt es einen Aufenthalt am Heimweg, der zu lange dauert, „dann fragen wir nach“, so Bogner.

Ein Notfallknopf mit Alarm-Geräusch

Weiters sei es wichtig, dass auch das Handy immer auf „laut“ gestellt sei. Das habe damit zu tun, dass die App auch einen integrierten Notfall-Button hat. Sollte man in eine brenzlige Situation geraten, könne man diesen aktivieren. Dann stößt die App einerseits ein Alarm-Geräusch aus. Weiters bekommt auch der Verein sofort eine „Alarm“-Meldung und kann nachfragen bzw. die Einsatzkräfte alarmieren. Gedacht sei die App laut Bogner in erster Linie für Frauen, Mädchen und Flinta-Personen (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen), aber natürlich können auch junge Burschen oder Männer, die sich unsicher fühlen, die App nutzen.

Wenn sie denn überhaupt live gehen kann. Denn nach wie vor sei man auf der Suche nach einer Firma, die die Überwachung des Live-Trackings und das Chatten übernimmt. Bogner denkt da an Sicherheitsfirmen. „Wir selbst können es nicht, wir sind im Verein gerade einmal zehn Leute.“ Ist dieser Sachverhalt einmal geklärt, soll die App gratis und österreichweit ausgerollt werden. Getrackt wird via Google Maps. Die Daten werden nach 72 Stunden gelöscht.

Auch das iPhone hat ein Heimbringer-Service

Bis es so weit ist, muss man sich auf andere Dinge verlassen, die es bereits gibt. So kann man sich etwa auch via iPhone begleiten lassen, wenn man es auf iOS 17 upgedatet hat: Einfach die iMessage-App öffnen und auf das Plus klicken. In den unteren Rängen findet sich „Wegbegleitung“. Wird diese aktiviert, kann ausgewählt werden, welche GPS-Daten geteilt werden und wann das iPhone zum letzten Mal entsperrt wurde. Bei einem uneingeschränkten Teilen wird dem ausgewählten Kontakt auch der gewählte Nachhauseweg geschickt, sollte nicht auf den Hinweis reagiert werden.

Unabhängig davon kann jeder freilich auch über Messenger-Dienste wie Whatsapp seinen Live-Standort mit Freunden und Familien teilen.

Persönliches Heimbring-Service möglich

Und dann gibt es noch die Maßnahmen, die der Kremser Verein Coming Home Safe schon vor Entwicklung der App ins Leben gerufen hat. So gibt es etwa ein „Heimwegtelefon“, das mittlerweile das Land Niederösterreich und die ÖBB betreiben. Unter der Nummer 01 20660 32000 kann man „nach Einbruch der Dunkelheit bis fünf Uhr morgens“ anrufen und mit jemandem telefonieren, während man am Nachhauseweg ist, heißt es auf dem Tonband der Nummer. Ob dieses Service gut angenommen werde, konnte Bogner allerdings nicht sagen. Er habe trotz Nachfrage keine Informationen dazu erhalten.

Weiters gibt es in Wien noch das Heimbringer-Service des Vereins. Dafür kann man einen ehrenamtlichen „Heimbringer“ buchen, also eine reale Person, die Frauen nachhause begleitet. Für Frauen ist das Service kostenlos. Bei Männern, die sich unsicher fühlen, wird um eine Spende von ein bis zwei Euro gebeten. Das Service, sagt Bogner, werde aber fast nicht angenommen. „Das muss man ehrlich sagen“. Vielleicht, weil es zu wenig bekannt ist.

Drink Caps gegen K.o.-Tropfen

Ebenfalls beim Verein erhältlich sind sogenannte Drink Caps. Waschbare Deckel, die man über seinen Drink zieht, damit niemand etwa K.o.Tropfen unbemerkt hineingeben kann. Die Deckel sind, weil es ein ehrenamtlicher Verein ist, gratis zu bestellen. Allerdings wird auch hier um eine kleine Spende gebeten.

Als Motivation für die Gründung gibt der Verein die zahlreichen Frauenmorde 2022 an. Weiters habe man Frauen nach ihren Erlebnissen mit sexueller Belästigung gefragt. Die Ergebnisse seien „schockierend“ gewesen. „Frauen sollen nicht mehr ängstlich mit dem Pfefferspray vorbereitet in der Handtasche nach Hause kommen müssen. Es ist an der Zeit sich gegen Gewalt stark zu machen und ein Zeichen zu setzen – und zwar mit Coming Home Safe“, heißt es daher auf der Homepage.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.