100 Milliarden Dollar

TikTok-Käufer bringen sich in Stellung – darunter Ex-Activision-Rüpel Bobby Kotick

Nur drei Monate nach seinem Ausstieg bei Activision sucht Kotick eine neue Aufgabe.
Nur drei Monate nach seinem Ausstieg bei Activision sucht Kotick eine neue Aufgabe. Imago/Javier Rojas via www.imago-images.de
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Trumps ehemaliger Finanzminister David Mnuchin will TikTok gemeinsam mit Investoren kaufen. Doch auch der ehemalige Activision-Chef bringt sich ins Rennen. Jener, der von einem ehemaligen Mitarbeiter öffentlich als „totales Arschloch“ bezeichnet wurde. 100 Milliarden Dollar könnte TikTok kosten, sofern es einen Verkäufer gäbe.

Ein „totales Arschloch“ will TikTok übernehmen. Die Rede ist von niemand Geringerem als Bobby Kotick. Die wenig schmeichelhafte Beschreibung erhielt der ehemalige Activision-Chef von Jon Shafer, dem Mastermind hinter „Civilization V“. Kotick interessiert das nicht, ebenso wenig, wie er sich je für Videospiele interessiert hat. Nachdem Microsoft Activision übernommen hat, sucht der umstrittene Manager nach neuen Aufgaben und will TikTok kaufen. Und das, obwohl es noch gar keinen Verkäufer gibt. 

Seit das US-Repräsentantenhaus das Gesetz für ein TikTok-Verbot abgesegnet hat, wartet alles auf die Entscheidung im Senat. Allen voran US-Präsident Joe Biden, der dieses Verbot um jeden Preis haben möchte. Einst war dies wohl die einzige Gemeinsamkeit von Joe Biden und Donald Trump. Doch Letzterer, eben jener, der den Verkauf überhaupt erst zum Thema machte, will davon heute nichts mehr wissen. Plötzlich ist TikTok ein Freund und Facebook der große Feind. 

Doch zurück zu Bobby Kotick. Mit ihm wurde Activision zu einem finanziell erfolgreichen Unternehmen. Dabei ging er nicht mit Samthandschuhen vor. Von 150 Entwicklern durften nur acht bleiben. Die Eigenentwicklungen rückten immer mehr in den Hintergrund. Für Kotick waren Übernahmen wichtiger. Und nach außen hin gab ihm der Erfolg recht. 2003 erzielte er mit der Akquisition von Infinity Ward den größten Coup. Denn damit bekam Activision den Kassenschlager „Call of Duty“. Seit 20 Jahren sorgt das Spiel für sichere Einnahmen. Das gilt auch für „Warcraft“ und „Diablo“. Einst Erfindungen von Blizzard Entertainment. 

Dann trat Microsoft auf den Plan und legte ein Übernahmeangebot in der Höhe von knapp 69 Milliarden US-Dollar vor. Die Kartellbehörden prüften. Lange. Bis sie schlussendlich dem Deal zustimmten. 

Was in der Spielebranche nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert wurde, bekam nun eine völlig neue Dimension. Plötzlich stand Koticks Führungsstil zur Diskussion. Und es zeigte sich: Er war der meistgehasste Mann der Spielebranche. Sein Führungsstil wurde von aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern kritisiert. Für ihn offenbar ein Ansporn, denn er selbst sagte in Interviews immer wieder, dass es ihm darum gehe, eine Kultur der Angst aufzubauen. Dass der eingangs erwähnte Entwickler Shafer ihn als „totales Arschloch“ bezeichnete, störte ihn nicht. Immerhin sei es auch sein Ziel gewesen, den Entwicklern jeglichen Spaß an der Arbeit zu nehmen. 

Bytedance kämpft gegen Zwangsverkauf und Verbot

Eben dieser will nun TikTok übernehmen. Ob er dafür das nötige Kleingeld aufbringen kann, ist unklar. Nach aktuellen Schätzungen ist die beliebte Video-App über 100 Milliarden Dollar wert. Zur Erinnerung: Elon Musk zahlte für Twitter 44 Milliarden Dollar. 

Doch unabhängig davon, ob der ehemalige US-Finanzminister samt Investoren oder eben Bobby Kotick TikTok übernehmen möchten: Aktuell wehrt sich das Unternehmen Bytedance mithilfe von Anwälten und Lobbyisten gegen den drohenden Zwangsverkauf, beziehungsweise gegen das Verbot. Außerdem ist noch nicht klar, ob der Senat dem Gesetz überhaupt zustimmen wird. Auch wenn die Demokraten hier eine knappe Mehrheit haben. Denn in Bidens Partei wie auch bei den Republikanern gibt es Befürworter und Kritiker des geplanten Gesetzes.

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