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United Colours of Great Britain

Im Vereinigten Königreich sind die weißen Männer in der Defensive. Wales hat gerade den ersten schwarzen Premier Europas gewählt. In London und Edinburgh regieren Politiker mit Wurzeln am Indischen Subkontinent. Nur King Charles hält noch die Stellung.

Hört, hört! Die Whiskey-Gläser müssen geklirrt haben, als Richard Moore, Chef des Geheimdiensts MI6, seinen Austritt aus dem Garrick Club erklärt hat. Der Kabinettschef von Premier Rishi Sunak folgte ihm auf dem Fuß. Londons exklusiver Klub mit Mitgliedern wie King Charles oder Boris Johnson, gegründet 1831, ist Männern vorbehalten. Eine Mehrheit sprach sich zwar für eine Zulassung von Frauen aus, doch das Votum reichte nicht.

Ein Beben geht durch Londons City. Überall im Königreich sind die weißen Männer in der Defensive. Nicht nur, dass in Downing Street ein Nachfahre indischer Immigranten aus Ostafrika regiert. Winston Churchill mokierte sich noch über Mahatma Gandhi, den „halbnackten Fakir“. In London agiert ein pakistanischstämmiger Bürgermeister, in Edinburgh ein First Minister mit pakistanischen Wurzeln. Wales hat gerade Vaughan Gething, den Sohn eines walisischen Tierarztes und einer Farmerin aus Sambia, zum Premier gewählt. Und in Nordirland regiert eine Katholikin - der erste schwarze Regierungschef Europas.

Haben die weißen Männer in United Colours of Great Britain ausgedient? Nicht ganz. Charles III. hält als König die Stellung. Ausgerechnet Rishi Sunak will Immigranten nach Ruanda abschieben. Und im Herbst könnte ihn nach der Wahl ein Sir aus der Labour Party ablösen. Verkehrte Welt? Eher Modern Times.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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