Zinseinnahmen

Europas Großbanken holen nun zu den US-Konkurrenten auf

Auch die UniCredit steigerte den Gewinn im Vorjahr deutlich.
Auch die UniCredit steigerte den Gewinn im Vorjahr deutlich.Picturedesk/Duilio Piaggesi
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Bei einigen Kennzahlen schrumpft der Abstand, und zum ersten Mal sind die Europäer so profitabel wie die Amerikaner. Das allerdings, wovor die Europäische Bankenvereinigung nun warnt, lässt für die Zukunft nichts Gutes erwarten.

Europas führende Banken haben im Vorjahr dank gestiegener Zinseinnahmen zur US-Konkurrenz aufgeschlossen. Die europäischen Großbanken hätten bei einigen Schlüssel-Kennzahlen deutlich aufgeholt im Vergleich zu ihren Wettbewerbern, erklärte EY-Partner Ralf Eckert. „Sie konnten vom deutlichen Anstieg und der Normalisierung der Zinsen überdurchschnittlich profitieren und ihren Gewinn deutlich stärker erhöhen als amerikanische Institute.“

Nach den Berechnungen des Beratungsunternehmens stieg der Nettogewinn der nach Bilanzsumme zehn größten Banken in Europa im Vorjahr um 29 Prozent auf fast 100 Milliarden Euro. Es war den Angaben zufolge der mit Abstand höchste Wert der vergangenen zehn Jahre. Die zehn größten US-Institute erzielten in der Summe einen Nettogewinn von umgerechnet rund 146 Mrd. Euro, ein Plus von rund vier Prozent.

Absoluter Spitzenreiter beim Konzernergebnis war die US-Bank JP Morgan Chase mit knapp 45 Mrd. Euro, gefolgt von der Schweizer UBS mit gut 26 Mrd. Euro.

Erstmals gleich profitabel

Bei der Profitabilität konnten die europäischen Großbanken den Angaben zufolge erstmals in einem Gesamtjahr mit der US-Konkurrenz gleichziehen. Die Eigenkapitalrendite (Return on Equity/RoE) der zehn in der Auswertung berücksichtigten europäischen Geldhäuser lag zum 31. Dezember 2023 bei 10,9 Prozent. Die US-Institute kamen demnach unverändert auf elf Prozent.

Zwar profitierten EY zufolge auch die US-Großbanken von gestiegenen Zinseinnahmen. Weil bei ihnen das Geschäft mit Börsengängen sowie Übernahmen und Fusionen aber eine größere Rolle als bei den europäischen Banken spiele, hätten die US-Institute stärker unter den Rückgängen in diesem Bereich gelitten.

Bankenvereinigung warnt

An der Börse sind die US-Schwergewichte allerdings nach wie vor deutlich mehr wert als die europäischen: Während die zehn US-Banken zum 31. Dezember 2023 auf eine Marktkapitalisierung von insgesamt rund 1,32 Billionen Euro kamen, summierte sich der Börsenwert der zehn Banken aus Europa auf rund 551,6 Mrd. Euro.

Indes warnt die Europäische Bankenvereinigung, dass die hiesigen Banken nicht in der Lage sein werden, mit den amerikanischen zu konkurrieren, wenn die Regulierungsbehörden weiter Nachhaltigkeitsregeln (ESG) auferlegen, die in den USA ignoriert werden können, wie Bloomberg berichtet.

Die Warnung der Bankenlobby kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Europäische Zentralbank Druck auf die Kreditgeber ausübt, ökologische, soziale und Governance-Risiken zu erfassen – auch in den Rückstellungen für Kreditausfälle – und so eine neue Grenze bei den ESG-Berichtsstandards markiert. In den USA hingegen würden geplante Regeln und Richtlinien vor dem Hintergrund des von den Republikanern angeführten Widerstands gegen alles, was mit ESG zu tun hat, wieder zurückgenommen. (APA/dpa/Bloomberg)

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